“Mir geht's gut, mag die Welt auch pleite sein“, flötet provozierend fröhlich Robert Kreis im St.-Pauli-Theater.

Hamburg. Zwar drücken ihn die geborgten Lackschuhe, der Frack ist dreimal gewendet, und die löchrigen Socken taugen nicht einmal zum Sparstrumpf. Aber Galgenhumor und Selbstironie lässt sich der Musikkabarettist selbst von der Dauerpleite nicht abkaufen. Im Gegenteil. Sie schürt seinen Witz zu bösen Sottisen und zündenden Pointen und bringt ihn zur sarkastischen Einsicht: Es hat sich nicht viel geändert.

Kreis beweist seine These im neuen "Wendekreis"-Programm mit Liedern und Texten aus der Zeit der Zwanzigerjahre und dem Börsenkrach vor 80 Jahren und folgert messerscharf: Damals reagierten die Berliner gelassen wie heut'. Und er stellt mit Armin Berg 1931 spöttisch die Frage: "Wovon leben die Leut?"

Tatsächlich ist verblüffend, wie aktuell die Couplets von Friedrich Elsberg, Marcellus Schiffer oder Ernst Warlitz sind, dessen Buch über das Lachen die Nationalsozialisten verboten haben. Kreis bleibt sich auch als "Wendekreis" insofern treu, als er wieder einmal jüdische Witze erzählt, frivole Anekdoten und Persiflagen zum Besten gibt. Er amüsiert auch mit einem flotten Schlager-Potpourri, in dem es nur um das eine geht: wie man mit dem Geld von anderen überlebt.

Warum er seinen schrulligen Sprechlehrer Dr. Albertus Vogel für eine Parodie nützt und das Publikum - in Gruppen aufgeteilt - die Stimmbänder und Aussprache üben ließ, wurde zum Finale klar. "Schämen Sie sich nicht, und entklemmen Sie sich", ermunterte Kreis die Zuschauer und animierte sie, mit ihm im Takt zum "Lachfoxtrott" das Zwerchfell zu aktivieren und der Krise zu spotten. Das Publikum gehorchte begeistert und feierte den charmanten, mal seelenvoll schnulzenden, mal giftig tirilierenden Spottvogel, der auch mit Liederzugaben nicht geizte.

Der Wendekreis bis 27.9., 20 Uhr, St.-Pauli-Theater, Karten an allen Hamburger Abendblatt-Ticket-Shops und unter der Ticket-Hotline T. 040-30 30 98 98