Ohne Taktstock, aber mit viel Elan startete Christoph von Dohnányi gestern Vormittag in die neue Saison.

Hamburg. Beim ersten Abokonzert in der Laeiszhalle reichten ihm zunächst seine bloßen Hände, um aus dem NDR Sinfonieorchester jene jugendlich-quirlige Frische herauszukitzeln, die Haydn in seine Sinfonie Nr. 12 hineinkomponiert hat. Mit schlanker Besetzung und sparsam dosiertem Vibrato klangen die Musiker zwar noch lange nicht wie ein Barockensemble, aber eben doch sehr flexibel und leichtfüßig.

Eine ordentliche Prise von diesem haydnschen Geist schien auch noch das Schostakowitsch-Cellokonzert Nr. 1 zu durchwehen - Christian Poltéra, der feinsinnige Schweizer Saitenstreicher, gestaltete den Solopart mit kammermusikalischer Sorgfalt und edler Tongebung. Mitunter wirkte sein Spiel dabei fast eine Spur zu schön und gerundet: Da fehlte seinem Zugriff eine Spur von der giftigen Attacke, mit der sich die penetrant pfeifenden Piccoloflöten immer wieder zu Wort meldeten.

Dafür konnte die Symphonie fantastique von Berlioz eine umso stärkere Wirkung entfalten. Das Werk wurde zum packenden Trip in die düsteren Regionen der Romantik: Weil von Dohnányi, längst mit Taktstock bewaffnet, die grelle Farbpalette der Musik bis in die Extreme auskostete - und den Spannungsbogen zum albtraumhaften Rausch des Finales hin steigerte.

Wiederholung: heute, 20 Uhr