“Nichts ist so komisch wie das Leben.“ So lautet der Untertitel von Otto Schenks Buch “Darum das ganze Theater“.

Hamburg. Für seine These gibt der Erzkomödiant aus Wien derzeit in den Kammerspielen ein anschaulich unterhaltsames und dabei doch auch herzerwärmend berührendes Beispiel. Er und Helmuth Lohner spielen in Lionel Goldsteins Tragikomödie "Halpern & Johnson". Herbert Föttingers Inszenierung vom Theater in der Josefstadt bedachte das Publikum im ausverkauften Haus mit viel Beifall und mit Bravos.

Zwei alte Männer stehen am Grab einer Frau. Beide haben sie geliebt. Joe Halpern (Otto Schenk) wusste jedoch nichts von Dennis Johnson (Helmuth Lohner). Der Witwer muss nach 50 Jahren Ehe erfahren: Dennis war die Jugendliebe seiner Frau "Flo" und hat sie "circa dreimal jährlich" weiterhin all die Jahre getroffen. Halpern ist wütend, fühlt sich von der "Schlampe" hintergangen und durch Johnsons Offenbarung bestohlen. " Sie waren der Dieb", kontert der kunstsinnige Buchprüfer kühl. Denn er hatte "Florence" - wie er betont rechthaberisch die Liebe seines Lebens nennt - an den aufbrausenden Kartonfabrikanten verloren.

Es sind Paraderollen für die beiden Wiener Theaterstars. Sie liefern sich auf der Parkbank unterm sonnendurchleuchteten Baldachin aus buntem Herbstlaub (Bühne: Rolf Langenfass) pointiert wortklauberische Gefechte. Obwohl der eine den anderen in puncto "Affären" nur zu gut versteht, gibt er vor, nichts zu kapieren - weil er nicht verstehen will. Schenks Halpern, barsch und grantig, redet frisch von der Leber weg - auch über das ärgerliche "Getröpfel" beim Wasserlassen. Er beschimpft Johnson "als dummes, aufgeblasenes Arschloch", doch Lohner weiß dem brummig vulgären Bühnenpartner souverän Paroli zu bieten.

Die beiden sind ein wunderbar aufeinander eingespieltes Duo. Es macht einfach Spaß, ihnen beim Dialog-Pingpong zuzusehen, wie sie sich die Pointen zuspielen und die gegensätzlichen Charaktere dieser beiden Männer zeichnen. Dass der New Yorker Jude und der "Goj" in Manhattan einen unverkennbar wienerischen Zungenschlag haben, gibt ihrem Spiel zusätzliche Komik und liebenswerten Charme. Sie sind eben keine Verstellungskünstler, sondern ehrliche Menschenspieler, die einem Wahrheiten mit auf den Weg geben: "Ein bisschen Folter ab und zu ist die beste Basis für eine dauerhafte Beziehung." Auch dafür gibt der Abend ein gutes Beispiel. Denn trotz der Eifersucht und Rivalität zwischen den beiden, finden die erbitterten "Streithanseln", wie es in Wien heißt, schließlich freundschaftlich zueinander - beim gemeinsamen Erinnern ihrer lebenslangen großen Liebe. Darum also das ganze Theater.

Halpern & Johnson Vorstellungen bis 20.9. ausverkauft. Nächste Termine: 16.- 20.3.2010, Karten: T. 0800-41 33 440