Ein denkwürdiger Saisonbeginn war das für die Hamburger Symphoniker. Sie traten nämlich gar nicht selbst auf, sondern ließen ihrem neuen Artist in Residence, Xavier de Maistre, den Vortritt.

Hamburg. Der überreichte seine Visitenkarte mit einem Liederabend der ganz besonderen Art. Auf seiner Harfe begleitete er niemand Geringeren als die weltweit gefeierte Sopranistin Diana Damrau. Mühelos füllten sie den Großen Saal der Laeiszhalle mit feinsten Tönen und nahmen mit ihrem Publikum Kontakt auf wie im Wohnzimmer.

Auf dem Programm standen Lieder aus Robert Schumanns Zyklus "Myrthen", von Gabriel Fauré, Claude Debussy und Richard Strauss - komponiert natürlich für Gesang und Klavier. De Maistre hat sie auf die Eigenarten seines Instruments hin ausgesucht. Federleicht war die Musik, aber sie vibrierte vor Ausdruck. Damrau betörte die Hörer mit ihrem schimmernden Timbre, das nie nach Resonanzräumen, Stimmbändern oder Muskeln klang. Ihr Nuancenreichtum wirkte unerschöpflich. Jede Phrase, jedes Wort, ja jede Silbe entwickelte sie in unmerklichen Schattierungen, ohne manieriert zu wirken; Stimmbeherrschung und musikalische Gestaltung griffen bruchlos ineinander. Mit wenigen Gesten verwandelte sich Damrau mal in die Kokette und mal in die Entrückte. Nur hin und wieder wirkten ihre Auslaute nicht waschecht französisch.

De Maistre folgte ihr in jede Verästelung, spielte souverän mit dem Zeitmaß und dehnte die Übergänge auf das Delikateste. Solo spielte er eine Arabeske von Debussy und, als einziges Originalwerk für Harfe, ein Impromptu von Fauré. Verblüffende Klangfarben entlockte er seinem Instrument; das Spektrum der Assoziationen reichte von einer spanisch kehligen Laute bis zur Glasharfe. Nur ein Klavier kam nicht vor. Aber das fehlte wohl niemandem.