Modeschneider haben viele Möglichkeiten. Die Ausbildung kann Sprungbrett sein für ein Studium, für die Arbeit als Direktrice oder für die Selbstständigkeit

Eigentlich schien ihr Berufsweg von Anfang an klar: "Ich habe schon immer geschneidert, meine Barbiepuppen und auch meine kleine Schwester eingekleidet", erzählt Isabel Schultheis. Sie ist Auszubildende im zweiten Lehrjahr bei Jungbluth-Design in Hamburg. Auch ihre Schulpraktika absolvierte sie bei einem Schneider; nachmittags arbeitete sie unentgeltlich. Als sie jedoch von einer Ausbildung zur Gestalterin für visuelles Marketing bei Ikea erfuhr, bewarb sie sich kurzentschlossen und wurde auf Anhieb genommen. Doch dieser Beruf erwies sich als nicht hundertprozentig passend für sie. Eine Initiativbewerbung für eine Ausbildung zur Modeschneiderin brachte sie schließlich in das Atelier von Silvie Jungbluth an der Marktstraße, wo außer eleganter und ausgefallener Mode auch Mieder und Korsagen aus Brokat und Satin gefertigt werden. "Hier bin ich jetzt richtig", sagt Isabel zufrieden.

Ist die Hürde genommen und der Ausbildungsplatz gesichert, erwartet die angehenden Schneider während der ersten Tage und Wochen zunächst die Arbeit am Detail. Zuerst lernen die Azubis Taschen, Bündchen oder Reißverschlüsse zu nähen, erst später wird das komplette Stück gefertigt. Dazu muss der Umgang mit den Maschinen gelernt werden. In der industriellen Fertigung wird für die Schnitterstellung und -entwicklung auf computerunterstützte Verfahren zurückgegriffen. "So weit ist es bei uns noch nicht. Aber etwa 80 Prozent des Nähens geht an der Industrienähmaschine vor sich, 20 Prozent sind Handarbeit", erklärt Silvie Jungbluth. Auch der Zuschnitt erfolgt per Elektroschere und muss gelernt werden. "Wir arbeiten mit hochwertigen Materialien, da wird ein Verschnitt schnell teuer."

Die Vielseitigkeit ist es, die Isabel am Thema Mode und Kleidung generell interessiert. "Ich finde es faszinierend, was sich über Kleidung ausdrücken lässt. So lässt sich an der Kleidung oft auf den ersten Blick erkennen, wer zu welcher gesellschaftlichen Gruppe gehört - ob das in den Achtzigern Punks und Popper waren oder heute die Emos." Auch die Hintergründe interessieren sie. "Kleidung ist ein Thema, das sich in vielerlei Hinsicht vertiefen lässt, angefangen von der Kulturgeschichte der Mode bis zur Gewinnung der Baumwolle und den im Ursprungsland vorherrschenden Arbeitsbedingungen." Die 25-Jährige kann sich vorstellen, diese Aspekte später noch in einem Studium zu vertiefen.

"Tatsächlich ist die Ausbildung zur Modeschneiderin für viele ein Sprungbrett hin zur Direktrice, für ein Studium oder die Selbstständigkeit", nennt Jungblut die weiteren Karrieremöglichkeiten. "Es ist einfach ein toller Beruf: Aus einem Stück Stoff wird innerhalb von zwei, drei Stunden ein Kleidungsstück. Das ist etwas Greifbares, man sieht, was man getan hat. Und das Ergebnis macht den Kunden auch noch Spaß!"

Infos Modeschneider u. a. unter www.haw-hamburg.de , www.jak.de und www.amdnet.de