Höhenarbeiter sind gefragt. Auch auf der Basis eines Handwerks kann man Industriekletterer werden

Ann-Christine Tinsz trägt zu kurzen Jeans und Top Sicherheitsschuhe mit Stahlkappen, einen Klettergurt mit großen Karabinerhaken und ein Headset, aus dem sie in einer Mischung aus Deutsch und Englisch hört, was während der Probe zu "Tarzan" in der Neuen Flora in Hamburg gerade passiert. Sie ist Höhenarbeiterin und verantwortlich für die Sicherheit der Schauspieler, die während des Musicals an Seilen und Bungee-Gummis durch die Luft fliegen.

Ann-Christine Tinsz und vier weitere Kollegen klinken die Schauspieler kurz vor ihren Auftritten ein oder prüfen - wenn die Darsteller sich selbst sichern müssen - per Blick vom Bühnenrand, ob die Karabiner auch richtig geschlossen sind. Allein Tarzan-Darsteller Anton Zetterholm verbringt immerhin 80 Prozent der Aufführung nicht auf den Bühnenbrettern, sondern in der Luft.

Seit einem Jahr ist Ann-Christine bei den Hightspecialists, einer Firma aus den Niederlanden. Die 25-Jährige versuchte sich nach dem Fachabitur als Grafikerin und Illustratorin - und begann vor drei Jahren mit dem Klettern. "Ich habe über einen Aushang beim Deutschen Alpenverein erfahren, dass beim Musical Höhenarbeiter gesucht werden", erzählt sie. Für ihre Bewerbung hat sie ein Klettervideo von sich aufgenommen und es per Mail an Heightspecialists geschickt. Das Einstellungsgespräch führte sie auf Englisch.

Industrial Alpinists, wie der Beruf englisch genannt wird, klettern selten hoch, sondern seilen sich meist ab, um im Gurt hängend zu arbeiten. Das tun sie an Türmen, Brücken, Fassaden und für Promotionaktionen - oder eben bei einem Musical. Man muss aber kein Kletterer sein, um Höhenarbeiter zu werden. Es gibt auch die Möglichkeit, seinen Handwerksberuf in diese Richtung auszubauen.

Infos Höhenarbeiter: www.fisat.de ; www.berufskletterschule-potsdam.de