Hamburg. Eine kleine Spielzeugbahn rattert entlang der Rampe. Schon die erste Minute in der Bühnenfassung von Thomas Manns Meisterroman "Der Zauberberg" verrät: Peter Kühns Inszenierung am Altonaer Theater läuft in die völlig falsche Richtung. Der Regisseur versucht die sprachkünstlerische, zuweilen auch philosophisch verstiegene Prosa des Lübecker Dichterfürsten mit kindlichen Kniffen und groben Zeichen in den Griff zu bekommen. Vergebens. Manns Text entzieht sich triumphierend und lässt die hohl deklamierenden Schauspieler, die bedeutungsvoll sich gebende Aufführung blutarm, gedankenlos und hoffnungslos plump aussehen.

Was ist geschehen? Marktschreierisch lässt Kühn den Beginn von Hans Castorps Liebes- und Leidensgeschichte ankündigen. Darauf schickt der Regisseur das Personal der luxuriösen Schweizer Lungenklinik als groteske Menagerie in seine "Manege" aus drehbaren Milchglas-Wandschirmen. Die Spieler wirken jedoch nur wie lautstark krakeelende verkrachte Spaßmacher in ausgebeulten Hosen, Talmi-Klamotten und monströsen Perücken. Zirkusclowns bezaubern jedenfalls durch mehr Grazie, Komik und Poesie.

Manns Roman bleibt in dieser darstellerisch wie szenisch zu kurz gedachten Bebilderung eine unverdient dürftige Kurzfassung. Kaum etwas vom Esprit, von der Gedankentiefe, von der rhetorischen Eleganz und subtilen Sprachbehandlung in diesem Meisterwerk ist zu spüren. Jede szenische Lesung ist der Aufführung vorzuziehen.

Besser noch nimmt man das Buch zur Hand und lässt sich ungestört in dessen Welt entführen. Das Altonaer Theater, der Regisseur und die Schauspieler haben sich mit dem ehrgeizigen Projekt überhoben. Das Ergebnis ist eine lähmende, verfahrene Vorstellung, die denn auch vom Publikum nur Achtungsapplaus erntete.

Der Zauberberg bis 18.10., Altonaer Theater, Karten: T. 39 90 58 70 u. www.altonaer-theater.de