Lange blieben die Wagner-Inszenierungen von Peter Konwitschny aus der Ära Ingo Metzmacher in der Intendanz seiner Nachfolgerin Simone Young vom Spielplan verbannt.

Hamburg. In der vergangenen Saison gestattete die Chefin dem Publikum erstmals wieder einen Blick auf die ebenso tiefgründige wie provokante Wagner-Deutung des klugen, bösen Buben Konwitschny. Nach der Wiederaufnahme der "Meistersinger von Nürnberg" ist nun auch die unvermindert faszinierende und schlüssige Interpretation des "Lohengrin" wieder zu sehen, mit der das einstige Dreamteam Metzmacher/Konwitschny im Januar 1998 seine Zusammenarbeit in Hamburg begann.

Die Inszenierung ist bis ins letzte Detail von großer geistiger Klarheit, zugleich unterhaltsam und hochmusikalisch und deshalb bestens geeignet, auch Menschen zu begeistern, die Wagner sonst nur schwer erträglich finden. Dass Konwitschny die Ritterwelt von Brabant als kurzbehoste Rasselbande in einem Schulzimmer wilhelminischen Zuschnitts vorführt, bereitet den geraden Weg vom deutschen Sagenwald zum deutschen Militarismus, zu dessen unseliger Kinderstube der Bühnenraum in dieser Lesart wird.

Den im Trenchcoat und langen Hosen auftretenden Schwanenritter singt Klaus Florian Vogt mit einer Herzensreinheit, die der Rolle ideal entspricht. Sein lyrischer Tenor ist außergewöhnlich schön im Timbre; so hell und unverschattet, so klar in der Artikulation und präsent auch im Piano, dass man gar nicht genug bekommen kann von der Gralserzählung aus seinem Mund. Gabriele Schnaut gab die Ortrud als stimm- und charakterstarke Strippenzieherin, Janice Watsons Elsa war dramatisch und klangschön. Die Gralsmusik dirigierte Karen Kamensek eher farblos als durchsichtig, doch sonst sparten sie und die Philharmoniker nicht mit Energie. Große Bravos auch für den Chor.