Philipp Hochmair ist Karl Roßmann. Karl Roßmann ist Philipp Hochmair. Eingeschlossen in eine transparente Box, vollzieht der Schauspieler die Leiden des Ich-Erzählers in Franz Kafkas Romanfragment “Amerika“ nach.

Hamburg. Ein Fremder sich selbst und in der Welt. Das bravouröse Solo und der vom Wiener Burgtheater ans Thalia gekommene Schauspieler erhielten in der Garage des Studios in der Gaußstraße begeisterten Beifall.

Der 16 Jahre alte Karl wird von den Eltern nach Amerika abgeschoben. Er hat ein Dienstmädchen geschwängert, das ihn mehr vergewaltigt als verführt hat. Im Labyrinth des Schiffbauchs begegnet er dem Heizer und seinem reichen Onkel Jakob. Doch immer wieder erhält der Hilflose einen Fußtritt im Land der Freiheit, in dem Ganoven, Geschäftemacher und Gewalt herrschen. Ob Karl die Freiheit beim Naturtheater in Oklahoma findet, lässt Hochmair in der von ihm mit dem Regisseur Bastian Kraft erstellten Kurzfassung skeptisch offen.

Er spielt alle Figuren kurz an, wechselt im Ausstellungs-"Käfig" Positionen, Haltung und Tonlage. Karl lernt englische Phrasen, verfällt in der Episode mit der Wiener Oberköchin in heimatlichen Dialekt. Nur im Sprechen fühlt sich "Koal" zu Hause. In den fragmentierten Porträts von sich, aufgenommen mit einer Videokamera, spiegelt Hochmair "Rossmännchen", sich und den Zuschauer: Es sind die Bilder des in der Alltagshetze getriebenen und in entfremdender Fronarbeit erniedrigten Menschen der Moderne. Kafkas visionäre Prosa hat der Schauspieler bereits als Hörstück ( www.herzrasen-records.de ) aufgenommen. Er ist auch wieder in Nicolas Stemanns Kultinszenierung des "Werther!"-Monologs (20.9., 20 Uhr, Thalia in der Gaußstraße) zu sehen.

Amerika 17./22.9., Thalia in der Gaußstraße 190, Karten: T. 32 81 44 44