"In Harburg fängt der Balkan an, denn südlich von der Elbe sind die Leute nicht dasselbe" , sang der Liedermacher Frank Zander.

Und Heinz Strunk, der auf erfrischend ehrliche und sich selbst nicht schonende Art seine Jugend als Musiker beschreibt, der auf »Mucke geht«, stammt aus dieser damals eher unattraktiven Ecke der sonst so prächtigen Hansemetropole.

Außerdem hat er eine Mutter, die mit dem Alter gnadenlos verfällt, ein Pflegefall, eine Umwelt, in der nichts im Lot ist.

Kein Wunder, dass dieser dennoch robust begnadete Musiker, der zu einer Band gehört, die für Stimmung am Wochenende in Kneipen und schlichten Ballsälen sorgt, auch auf Liebe weitgehend verzichten muss und zu seinen Musikkumpels ein nüchtern-perfektes Verhältnis hat: Sie verdienen zusammen die Kohle und lassen sich regelmäßig volllaufen in rauchiger, Bierdunst verströmender Luft .

Was Sven Regeners Roman "Herr Lehmann" für Berlin-Kreuzberg, ist Strunks "Fleisch ist mein Gemüse" für Harburg und Umgebung, ein Roman von umwerfender Volksnähe, authentischer Trash-Kultur und großartiger Underdog-Poesie - und die Geschichte einer Mannwerdung unter erschwerten, unbekümmerten Bedingungen. Besser, genauer, unterhaltsamer kann man diese kreative Subkultur, die für viele der soziale Alltag ist, nicht bekommen.