Zwei Merkmale über die ehemalige Fernsehjournalistin Gabriele Krone-Schmalz genügen meist, um klarzumachen, wer gemeint ist: “die Russland-Expertin“ und “die mit den spitzen Haaren“.

München. Vier Jahre hat sie als ARD-Korrespondentin in Moskau verbracht und sich tief in die russische Seele eingefühlt. Mehrere Bücher schrieb die Frau, die als erste westliche Journalistin Michail Gorbatschow interviewte ("na klar war ich da aufgeregt"), über Russland, dann über deutsche Politik - und nun eines, das sich nur um sie selbst dreht. "Mit 60 kann man ruhig auch mal Bilanz ziehen", sagte die gebürtige Bayerin bei der Vorstellung ihres Buchs "Privatsache" in München. Eine klassische Autobiografie sei es aber dennoch nicht, betont Krone-Schmalz, die am 8. November 60 Jahre alt wird.

Neben Stationen ihres Lebens wie der Kindheit zwischen Heimatort Lam im Bayerischen Wald und Köln, wo ihr Vater Konzertmeister im Sinfonieorchester war, der Nonnenschule, ihren ersten Schritten im "Traumberuf" Radioreporterin beim WDR oder dem folgendem Studium der Osteuropäischen Geschichte und Slawistik schreibt die Trägerin des Grimme-Preises und des Bundesverdienstkreuzes über Gedanken und Meinungen, Irrtümer und Gefahren.

Sie schreibt spannend über ihre "Faszination Fliegen" im Cockpit eines Segelfliegers, nachdenklich über eine lebensgefährliche Schiffsreise im Polarmeer und bekennt: "Das Korsett einer Kirche als Institution ist mir zu eng, aber die Existenz einer überirdischen Macht bezweifele ich nicht." Und sie schreibt über Russland, dem sie mit ihrer Arbeit im "Petersburger Dialog" noch immer eng verbunden ist, aber nur kurz. "Russland ist zu groß für westlich geprägte Köpfe", ist ihr leicht resigniert klingendes Fazit nach Jahren des zuletzt nicht immer ganz unumstrittenen Kämpfens für mehr Verständnis und weniger Klischeedenken.

Sie hatte einfach "keine Lust", noch ein Russlandbuch zu schreiben oder über die Reformfähigkeit Deutschlands und "Demokratiefähigkeit von Menschen, welche letztlich doch immer wieder diejenigen wählen, die ihnen am meisten versprechen, obwohl sie penetrant behaupten, gerade denen zu misstrauen und sich nach solchen zu sehnen, die ihnen reinen Wein einschenken". Dennoch bleibt die schmale 60-Jährige mit dem silbergrauen Haardreieck auf der Stirn nach eigenen Worten "ein fröhlicher Melancholiker und idealistischer Realist". Und warum sie ein sehr persönliches Buch als "Kür" nach all den "Pflichtbüchern" vorlegt, begründet sie lächelnd: "Es war mir ein Bedürfnis."

Gabriele Krone-Schmalz: Privatsache Herbig Verlag, 240 S., 19,95 Euro