Spricht man Martin Willich, den Geschäftsführer von Studio Hamburg, auf die angebliche Bevorzugung seiner Produktionsgesellschaft durch den NDR an, kann er richtig fuchsig werden: “Wir bekommen vom NDR weniger Aufträge, als es unserem Marktanteil entspricht“, sagt er dann. Studio Hamburg gehört zu 100 Prozent dem Sender aus Lokstedt.

Hamburg. Auch um den Verdacht auszuräumen, der NDR bevorzuge seine Tochter bei der Auftragsvergabe, will Willich einen Gesellschafter aus der Privatwirtschaft an Bord holen. Die Vermutung, Studio Hamburg solle privatisiert werden, ist allerdings unsinnig. Der NDR wird wohl auch künftig deutlich mehr als 50 Prozent der Anteile an der Produktionsgesellschaft halten. In Branchenkreisen heißt es, gedacht sei an eine Schachtelbeteiligung. Derzeit wird mit mehreren Interessenten gesprochen. Unter ihnen sind wohl auch Verlage. Schon einmal war ein Verlagshaus Gesellschafter bei Studio Hamburg: Bis 2003 hielt die Axel Springer AG, bei der auch das Abendblatt erscheint, Anteile an der Produktionsfirma.

Die Gespräche stehen noch am Anfang: Willich hat gegenüber der "Wirtschaftswoche" gesagt, dass der Einstieg eines privaten Gesellschafters "in anderthalb Jahren" erfolgen könne.

Bis es so weit ist, geht der Studio-Hamburg-Chef selbst auf Einkaufstour. Er hat für sein Haus gerade 45 Prozent der Anteile von Stefan Austs Produktionsgesellschaft Agenda Media erworben. Die Firma des einstigen "Spiegel"-Chefs hat sich auf Dokumentationen spezialisiert. Erst kürzlich hatte sie 51 Prozent der Anteile an der Saeculum-Archiv-Gesellschaft erworben, die über die größte deutsche Sammlung historischer Filme verfügt.