Name ist Schall und Rauch? Das ist schon in Fausts Antwort auf die berühmte Gretchenfrage eine ziemlich unpassende Behauptung. Im richtigen Leben haben Namen durchaus eine Bedeutung, wennschon nicht immer eine positive. Denken Sie doch nur mal an “Arcandor“.

Hamburg. Den Namen hat der damalige Chef Thomas Middelhoff erfinden lassen, und zwar von der Sprachwissenschaftlerin Sybille Kircher und deren Agentur Nomen Deutschland. "Der Name sollte zeigen, dass der Konzern viele Sparten überspannt wie ein Bogen", so Frau Kircher. "Deshalb steckte das Wort arc, Bogen, darin. Viele haben spekuliert, dass außerdem or für Gold enthalten sei. Aber so weit würde ich einen Namen nicht in seine Teile zerlegen." Dafür wird jetzt der Konzern in seine Teile zerlegt.

Leser H. schreibt, es habe in einer Radiosendung, in der man Freunde oder Verwandte grüßen darf, ein 14-jähriges Mädchen die Leute, die es grüßen möchte, "Grüßler" genannt. "Tolles Wort, finde ich."

Ich nicht, lieber Herr H. Erstens ist ein Grüßler nicht einer, der begrüßt wird, sondern selbst grüßt - so wie jemand, der trödelt (oder mit Trödel handelt) ein Trödler ist. Und zweitens ist diese Amputation vollständiger Sätze oder Halbsätze ein Symptom für die Verstümmelung der Sprache in den Zeiten des Twitterns und des Simsens.

Natürlich spielt der Zeitgeist auch bei der Namensgebung eine Rolle. Kinder werden nicht mehr Hans und Grete genannt, sondern (mindestens) Kevin und Vanessa. Sogar einzelne Silben haben zeitgeistbedingt Konjunktur, in der Krise zum Beispiel das Präfix "pro", besonders gern in Verbindung mit dem Wort aktiv. "Wir werden auch in der Zukunft proaktiv die großen Potenziale, die in Daimler stecken, heben", tönt der Chef Dieter Zetsche. Pro ist eben bedingungslos positiv, und das brauchen wir jetzt.

Auch die Vorsilbe Neo (bislang eher in Bezeichnungen wie Neonazi gebräuchlich) wendet ihre Bedeutung ins Positive; sie erscheint in der Heimat des Leipziger Malers Neo Rauch sogar schon im Geburtsregister. Kinder werden auf Namen wie Neo René oder Neo Joël getauft. Auch Keanu-Neo gibt es schon - wohl weil Keanu Reeves in "Matrix" einen gewissen Neo darstellt.

Da muss man wohl nicht befürchten, dass die Geburtsregister demnächst von den Namen Angela und Frank-Walter überschwemmt werden.