Das Programm der öffentlich-rechtlichen Sender soll nur noch digital ausgestrahlt werden. Der Parallelbetrieb sei unwirtschaftlich.

Hamburg. Wenn ZDF-Intendant Markus Schächter und der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust gemeinsam zu einem Pressegespräch laden, dann nicht, um zu streiten. So waren denn Kampfprogrammierungen oder auch nur die Frage, in welchem öffentlich-rechtlichen System der Moderator Jörg Pilawa künftig zu sehen sein wird, an diesem heißen Spätsommertag in einem Berliner Luxushotel kein Thema.

Die beiden Herren suchten den Schulterschluss. An gemeinsamen Gegnern herrscht ja kein Mangel. Da sind beispielsweise die Privatsender, die in Gutachten die rechtliche Zulässigkeit der Digitalpläne von ARD und ZDF in Abrede stellen. Nach der Novellierung des Rundfunkstaatsvertrags müssen die Fernseh- und Rundfunkräte bei der Genehmigung neuer Digitalangebote auch die Stellungnahmen der privaten Konkurrenz berücksichtigen.

Das Gutachten der Privatsendervereinigung VPRT hält Schächter aber für einen "Rohrkrepierer". Es handele sich "um einen Versuch, den Gesetzestext umzuinterpretieren", assistierte Boudgoust. Sicherheitshalber hatte sich das Zweite aber schon vor Inkrafttreten des Rundfunkstaatsvertrags von der Politik sein neues Digitalprogramm ZDF Neo absegnen lassen, das am 1. November auf Sendung geht. Es handele sich dabei um einen Jugendkanal, hieß es bisher. Beim ZDF, dessen Zuschauer im Schnitt über 60 sind, ist der Begriff Jugend relativ. So soll sich ZDF Neo laut Schächter an 30- bis 50-Jährige richten. Die möchte er durch Unterhaltung - vor allem durch Comedy - erreichen, eine Programmfarbe, die sein Sender bisher "sträflich vernachlässigt" habe.

28 Millionen Euro will das Zweite in ZDF Neo investieren. Bereits in drei bis fünf Jahren soll das neue Angebot die Quoten der dritten Programme der ARD erreichen.

Dann wird es nach Vorstellungen von Schächter und Boudgoust nur noch Digital-TV geben. Die Senderchefs plädieren dafür, das analoge Fernsehen im Frühjahr 2012 abzuschalten. "Der Parallelbetrieb von Analog- und Digital-TV ist unwirtschaftlich", sagte Boudgoust.

Viel versprechen sich die beiden Intendanten vom hochauflösenden Fernsehstandard HDTV. Die HDTV-Übertragung der Leichtathletik-WM aus Berlin sei ein voller Erfolg gewesen. Im Gegensatz zu den Privatsendern wollen ARD und ZDF ihre HDTV-Programme, die ab Februar 2010 im Anschluss an die Olympischen Winterspiele in Vancouver regelmäßig ausgestrahlt werden, auch nicht verschlüsseln. Die mit der Verschlüsselung einhergehende Erhebung einer Gebühr für Zuschauer, die ihr Programm via Satellit empfangen, halten sie für einen Fehler. "Die mit der Umsonst-Kultur des Internets groß gewordenen jüngeren Zuschauer werden den Privaten die Quittung präsentieren", sagte Schächter.

Ein Problem müssen auch ARD und ZDF noch lösen. Sie wollen die Gebühr, die der größte deutsche Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland für die HDTV-Verbreitung verlangt, nicht zahlen. Testläufe wie jetzt bei der Leichtathletik-WM berechnet die Kabelgesellschaft zwar noch nicht. Sobald der Regelbetrieb anläuft, will sie aber Geld sehen. Und wenn Kabel Deutschland auf seiner Position beharrt? "Dann profitieren davon Wettbewerber wie die Satellitenbetreiber und T-Home ", sagte Schächter.