In seinem Programm “Grün vor Neid“ nimmt der in Ahrensburg lebende Satiriker die menschliche Untugend aufs Korn. Regie führt Ulrich Waller.

Horst Schroth, vielfach ausgezeichneter Kabarettmeister der alten Satireschule, gesegnet mit Biss, Schlagfertigkeit, Scharfblick und galligem Wortwitz, ist schon in mancherlei skurrile Rollen geschlüpft: Um den Politikern, dem Zeitgeist und den männlichen wie weiblichen Zeitgenossen entlarvend und kritisch auf den Zahn zu fühlen.

Jetzt gibt der auf Hochtouren parlierende Pointenfeuerwerker den coolen Menschenkenner Nic Niehoff. Der trifft beim Begräbnis einer gut betuchten Tante auf die "bucklige" Verwandtschaft. "Grün vor Neid" raufen sich Schwägerin und Neffen wie Aasgeier um das Erbe der von allen "hoch geschätzten" Verblichenen - während Nic vor allem Spott für seine Angehörigen übrig hat.

Schroth, der passionierte Charakterkomödiant, lässt sich in der Regie von Ulrich Waller naturgemäß keine Gelegenheit entgehen, als Nic Niehoff seine lieben Mitmenschen am Grabesrand und beim Leichenschmaus ohne Nachsicht unter die Lupe zu nehmen. Unerschrocken blickt er in die menschlichen Abgründe seiner Lieben, blamiert sie bis auf die Knochen oder führt sie als Karikaturen vor. Klar, dass es auch zum Beziehungszoff zwischen Nic und seiner holden Gattin kommen muss. Die verbalen und physischen Rangeleien zwischen den Geschlechtern liefern doch noch immer am verlässlichsten den Stoff für satirische Betrachtung - mit hohem Erkennungs- und Unterhaltungswert für das Publikum beiderlei Geschlechts.

Das Satire-Solo "Grün vor Neid" ist gar nicht mehr so frisch und wird schon langsam gelblich welk, wie Neider Horst Schroth hämisch unter die Nase reiben könnten. Doch wer das kabarettistische Kreativ-Duo Horst Schroth und Ulrich Waller aus der gemeinsam geschriebenen und produzierten Programm-Perlenreihe - von "Null Fehler" über "Herrenabend" bis "Scharf auf Harakiri" - kennt, weiß auch: Sie arbeiten an den Szenen und Texten weiter, würzen sie mit politisch aktuellen Sottisen und bösen Kommentaren über die Raffgier von Banken und Spekulanten. Insofern ist das Thema Neid so aktuell wie nie.

Abgesehen davon: Die nun wirklich menschliche, allzu menschliche Untugend wird niemals verblassen. Sie nährt sich aus der grünen Galle der Menschen - solange es der humanen Spezies gelingt am Leben zu bleiben. Und sich nicht aus Gier und Neid vollständig auszurotten.

Grün vor Neid 1.-3., 7.-9., 15. u. 16.9., jeweils 20.00, St.-Pauli-Theater (S Reeperbahn/ U St. Pauli), Spielbudenplatz 29/30, Karten zu 15,80 bis 33,40, Ticket-Hotline: 040/47 11 06 66 und an allen bekannten Vorverkaufsstellen.