Horst Pillaus Karriere-Komödie “Froonslüüd sönd stark“ sorgte zum Saisonstart der plattdeutschen Bühne für Nervenkrieg und Premierenkrise - mit glücklichem Ausgang in beiden Fällen, versteht sich.

Hamburg. Uta Stammer machte es Sekretärin Johanna im Stück nach, baute einen Bühnenunfall und brach sich die Kniescheibe. Anfang letzter Woche übernahm Herma Koehn die Rolle, rettete die Aufführung und bewies: Frauen sind stark. Sie wurde für ihre Bravourleistung gefeiert - wie das Ensemble und Regisseur Folker Bohnet. Alle hatten Ruhe bewahrt und legten souverän eine flotte, in Ton und Tempo erfrischend direkte Inszenierung auf die Bretter. Mit Küsschen und Blümchen dankte der selige Intendant Christian Seeler.

Nur aus der Sicht von Männern sind Frauen das "schwache Geschlecht". Das Gegenteil ist längst bewiesen, dafür brauchte es Pillaus Lustspiel nicht. Doch die komödiantische, glänzend gespielte Beweisführung bringt viel Spaß. Claudia erobert im Handstreich das Chefbüro von City TV Hamburg und dessen Chef Heiner (Manfred Bettinger). Sandra Keck zwingt - nicht ohne parodistische Seitenhiebe auf Platzhirsch-Allüren von Manager-Machos - die Männer in die Knie: als Chefin wie als Frau. Keck mausert sich von der frech burschikosen Bewerberin durch Erfolg und Liebe zur selbstsicheren zielstrebigen Business-Frau an der Konzernspitze. Ihren rapiden Aufstieg macht der Regisseur auf dem hierarchisch gestuften Bühnenbild von Katrin Reimers augenfällig. Er inszeniert auch präzise den Charakterwandel der Figuren.

Die Sympathien des Publikums gehören jedoch Sekretärin Johanna. Sie lernt im Zickenkrieg mit der jüngeren Rivalin rasch, lässt sich vom Karierrefieber nicht infizieren und wählt den Weg als Kunstmalerin. Auch die dritte Sekretärin "Wonne" (attraktiver Neuzugang im Ensemble: Esther Roling) macht ihr Glück und kapert sich den "coolen", von Claudia ausgebooteten Mediengockel Marcus (Rodert Eder). Mit der Satire auf Geschlechter-Rivalitäten im Job gelang Folker Bohnet ein amüsanter Durchstarter in die neue Saison.

Froonslüüd sönd stark bis 3. Oktober, Ohnsorg-Theater, Karten: T. 35 08 03 21.