Das Abenteuerlichste am Konzert des Jazztrompeters Till Brönner am Donnerstag im Schuppen 52 war die Anreise.

Hamburg. Schick gekleidete Damen stöckelten da suchenden Blickes den ganzen langen Veddeler Damm hinunter, geleitet von einem einzigen Hinweisschild, das wie zum Hohn quer über ein unbeschranktes Bahngleis auf eine dicke Betonmauer wies. Wer den Hafen-Schuppen 52 dann doch gefunden hatte, wurde mit einem grandiosen Ausblick auf die Elbphilharmonie und Hochglanz-Jazz der Premiumklasse entschädigt.

In Brönners Konzerten ist Jazz schon fast so etwas wie eine aktuelle Form von Klassik - nur dass sein Publikum lockerer drauf ist, die Musik mehr groovt und man mittendrin klatschen darf. Der Mann selbst ist elegant, extrem cool und spielt perfekt Trompete. Seine "German Songs" entpuppten sich als Mischung aus Mitsumm-Schlagern der Defa-Ära, Klassikern von Hilde Knef und Bachs "Air". Die guten alten Lieder eben - mal swingend, mal funkig, mal bebopig zurechtgemacht. Dabei waren die durchgestylten Arrangements so gekonnt, dass auch der Jazz-Purist vor dem Handwerk seinen Hut ziehen muss, und ließen pro Nummer passgenau Platz für jeweils ein Solo der NDR-Bigbandler.

Das alles war unglaublich gut - aber Jazz, solche Musik, bei der man gespannt hört, wer was spontan ins pulsierende Gewebe einbringt, wurde es erst, als Brönner die exzellenten Musiker seiner eigenen und der NDR-Bigband in den letzten beiden Nummern mal von der Leine ließ.