Wer mal eben “wohin geht“, “für kleine Mädchen“, beziehungsweise sich zum “Lullern“ oder “Pullern“ verdrückt und wenig später mit nassen Haaren aufkreuzt, der, ja der könnte in Brasilien leben und die Kampagne der Umweltschützer von “SOS Mata Atlântica“ allzu wörtlich genommen haben.

Denn diese rufen ihre Landsleute neuerdings zum "Pinkeln beim Duschen" auf.

Nun würde, wer bei jedem kleinen Geschäft groß duschen geht, Unmengen Wasser verschwenden. Dabei soll mit der Aktion das Gegenteil gelingen: Wasser zu sparen. Allein in São Paulo könnten so 1500 Liter überflüssig werden - und zwar pro Sekunde.

Die Rechnung aus Brasilien - das Werk eines Milchmädchens? Nein, vorausgesetzt, es stimmt, dass sich jeder Landsmann (ebenso wie die Frau) morgens unter die Dusche stellt, sich dabei urinal entleert und für dieses doppelte Geschäft (ohne Toilettenspülung) keinen Spritzer Wasser mehr verbraucht als bisher beim Duschen "ohne". Was aber machen Sparfüchse, die bisher ohne Duschen gleich zur Toilette schritten? Oder jene, die erst eine Stunde nach dem Duschen und zwei Tassen Tee später Druck auf der Leitung verspüren?

So hart das klingt: Sie müssen auf die Rettung des Regenwaldes verzichten. Denn der soll vom Pinkelduschen profitieren, weil ihm weniger Wasser entzogen wird.

Sollte die Kampagne Wellen bis nach Deutschland schlagen, wird die nächste Aufklebergeneration an heimischen Örtlichkeiten unvermeidbar. Zwar haben Männer in Jahrmillionen Menschheitsgeschichte ihr Wasser stets im Stehen gelassen, doch gelang ihre Umerziehung innerhalb einer halben Generation - dank des Droh-Aufklebers "Hier nur im Sitzen pinkeln".

Da ist es nur ein kleiner Schritt zum klebrigen "Ich muss mal ... duschen". Was aber, wenn keine Dusche greifbar ist? Dann tapfer an den Regenwald denken und auf das letzte, das stets so tierisch treibende Bier verzichten!

Obwohl? War die Flasche nicht aus einer von Günther Jauch gepriesenen Kiste, mit deren Kauf (laut Werbespruch) der Regenwald ebenfalls zu retten ist? Also runter mit dem Gebräu! Aufs Wohl der Bio-Vielfalt! Und wenn das Bier nicht in den Eingeweiden bleiben will und keine Dusche in der Nähe ist? Dann schnurstracks in den nächsten Regenwald und ihn direkt bewässern - ohne Umweg.