2007 setzte Anne Sofie von Otter ein markantes musikalisches Ausrufezeichen: Da veröffentlichte sie unter dem Titel “Terezín“ eine CD mit Werken von Komponisten aus dem Konzentrationslager in Theresienstadt.

Hamburg. Eine Sammlung tief anrührender, erschütternder Lieder und einiger Instrumentalstücke.

Nun präsentiert die schwedische Mezzosopranistin das Programm, in dem Namen wie Viktor Ullmann, Pavel Haas oder Erwin Schulhoff eine wichtige Rolle spielen, erstmals in Deutschland: Heute beim Schleswig-Holstein Musik Festival in Rellingen (u. a. mit Geiger Daniel Hope).

"Auch wenn wahrscheinlich keine Zeitzeugen mehr im Publikum sitzen, ist das schon eine sehr besondere Situation", bekennt die Sängerin, deren Vater während des Zweiten Weltkrieges als schwedischer Diplomat über die Gräueltaten der Nazis informiert wurde - aber nichts dagegen unternehmen durfte.

Die Idee zu dem Projekt entstand vor Jahren bei einer Konferenz über den Holocaust: "Bis dahin hatte ich den Namen Theresienstadt zwar gehört, wusste aber nicht, wie viele große Künstler dort gelebt haben - und welche große Bedeutung die Musik hatte, die den Menschen wenigstens für kurze Zeit so etwas wie Trost geben konnte."

Die Stücke zeugen von großer stilistischer Bandbreite und umfassen auch die leichtere Muse, sogar Kabarettnummern. Andere Kompositionen nehmen dagegen direkten Bezug auf das Leben im KZ und schnüren einem beim Hören die Kehle zu. Das sollte der Sängerin nicht passieren, sagt von Otter: "Natürlich berühren diese Lieder sehr, besonders wenn man die Biografien der Menschen gelesen hat. Aber man darf sich nicht einbilden, dass es heute möglich wäre, sich wirklich in ihre Lebensumstände hineinzuversetzen. Im Konzert versuche ich jedenfalls, mich ganz auf den Text und die Musik zu konzentrieren. Da sollte man sich selbst und seine Befindlichkeiten zurücknehmen - ich singe ja fürs Publikum."

Musik aus Theresienstadt, 20 Uhr, Rellinger Kirche