An Fritz Schumacher (1869-1947) kommt in Hamburg niemand vorbei, immerhin sind in der Stadt noch 140 seiner Bauten erhalten. Ohne den Oberbaudirektor des frühen 20. Jahrhunderts sind Hamburgs Architektur und Stadtbild nicht denkbar.

Hamburg. Dass der berühmte Stadtplaner auch noch für eine handfeste Überraschung gut ist, beweist ein neues Buch, das gestern im Museum für Hamburgische Geschichte vorgestellt wurde. Der Hamburger Architekt und Autor Thomas Völlmar stellt ihn auf der Grundlage gründlicher Recherchen als Bühnenbildner vor.

"Ich fand kleine Notizen, aus denen hervorgeht, dass Schumacher auch fürs Theater gearbeitet hat, stellte dann aber erstaunt fest, dass er sich fast sein gesamtes Leben lang mit dem Bühnenbild beschäftigt hat", sagt Völlmar. Als Protagonist der Reformbewegung des frühen 20. Jahrhunderts habe er gefordert, dass das Bühnenbild nicht mehr von Theatermalern, sondern von Architekten zu schaffen sei. Mehr noch: In seinen jungen Jahren schuf er sogar Bühnenstücke. 1899 hatte in Leipzig sein Stück "Fantasien in Auerbachs Keller" Premiere, für das er nicht nur als Autor, sondern auch als Bühnenbildner und Regisseur verantwortlich zeichnete.

Besonders interessant an Völlmars Untersuchungen sind die Parallelen, die er zwischen Bühne und Architektur findet. "Im Bühnenbildern kommen Schumachers architektonischen Ideen und Visionen besonders deutlich zum Ausdruck, weil er hier von den Beschränkungen und Zwängen der baulichen Realisierung befreit war", sagt Völlmar und macht auf einen theatralischen Zug vieler Schumacher-Bauten aufmerksam.

Diesen Aspekt griff Lisa Kosok, die Direktorin des gastgebenden Museums, in dem - passend zur Buchvorstellung - zurzeit eine Ausstellung zu Stadtkonzepten läuft, gern auf: "Unser Haus ist eines der bedeutendsten Schumacher-Gebäude. Wer die Halle mit ihren großartigen Treppenanlage betritt, fühlt sich tatsächlich wie in einem Theater", sagte Kosok, die es nicht abwegig findet, ihr Museum vielleicht einmal als Bühne zu nutzen.

Thomas Völlmar: Bild, Bühne, Architektur - Fritz Schumachers Entwürfe für das Theater 1899-1920. Culturcon, 260 S., 24,95 Euro