Nach dem letzten Ton herrschte erstmal ein paar Sekunden lang ehrfürchtige Stille. Und dann, als der Applaus umso stärker einsetzte, nahm Bariton Matthias Goerne seinen Klavierpartner Christoph Eschenbach in die Arme und drückte ihn an sich.

Kiel. Ja, es war ein sehr besonderes Konzert und sicher einer der Höhepunkte des diesjährigen Schleswig-Holstein Musikfestivals: Der Liederabend im Kieler Schloss mit zwei starken Künstlerpersönlichkeiten, die hier zu einem intensiven Miteinander fanden, und einem Publikum, das die eindringliche Darbietung auch mit konzentriertem, nahezu geräuschfreiem Zuhören würdigte.

"Wonnevoll" hätte Brahms vielleicht gedacht - nach dem dichten Programm, das seine dunkel getönten Lieder op. 32 mit den noch dunkleren "Ernsten Gesängen" und Schumanns Liederkreis op. 24 zu einem aufwühlenden Erlebnistrip in romantische Gefühlswelten vereinte. Natürlich ist Goernes Timbre mit seinem kehlig-rauen Anteil nicht jedermanns Schönklang-Geschmack, und über seine ausgreifende Körpersprache könnte man auch streiten - doch wie er warme Legato-Bögen formte, sie dabei gemeinsam mit Eschenbach in verschiedene Farben tauchte und dadurch packende (Liebes-)Geschichten erzählte und durchlitt, das war schon großartig.

Fast beklemmend dann die karge, trostlose Melancholie in den späten Brahms-Gesängen. Die düsteren Schlussworte eines Abends, an dem die Musik an existenzielle Fragen des Lebens rührte: Menschlichen Gefühlen auf den Nerv gebohrt.