Lockend wirft Carmen die Rose. Das Bild einer provozierenden Verführerin. Und der Schicksalsmoment für Don José. Der brave Soldat (tapfer absatztrommelnd: Francisco Guerrero) verfällt der lasziven Verführerin.

Hamburg. Von Leidenschaft und Rhythmus pulsiert das Tanzdrama des Ballet Teatro de Rafael Aguilar in der Staatsoper. Der international gefeierte Publikumshit gastierte bereits vor sieben Jahren in Hamburg, hat aber seitdem nichts von seiner Zugkraft verloren.

Lässt Prosper Merimée in der Novelle den Sergeanten Don José seine unglückliche Liebe in der Todeszelle erzählen, entfaltet Choreograf Rafael Aguilar die Geschichte aus Carmens Sicht. Für ihn ist sie eine Rebellin gegen die bürgerliche Gesellschaft. Die verkörpert ein junges Paar aus der alten Schule des klassischen spanischen Tanzes. Höhnisch stampft Carmen gegen sie auf, trommelt Spott, Leidenschaft und Wut in den Boden. Anstatt sich sozialer Konvention zu beugen, verführt und unterwirft sie sich die Männer: zugleich die Inkarnation ihrer Lustfantasien und der als "Sünderin" verachteten Zigeunerin.

Hat die durch pausenloses Nebelpusten und den Soundsirup aus Bizet-Arien und -Melodien altmodisch wirkende Inszenierung auch Schwächen, sind sie vergessen, sobald das großartige Sängertrio und die Live-Band die Tänzer zu dramatischen Solo- und Duo-Szenen und den Fiestas anfeuern. Dann triumphieren Carmen und die große Kunst des Flamenco.

Carmen Flamenco bis 30.8., Hamburgische Staatsoper, Karten in allen Hamburger Abendblatt-Ticketshops und unter der Tickethotline T. 30 30 98 98.