Es ist Wahlkampf, liest man. Und keiner geht hin? Doch: Hape Kerkeling alias Horst Schlämmer, mindestens im Kino. Und Gabriele Pauli, die weiland Latex-Lady von der CSU, würde mit ihrem neuen Bürgerverein sicher auch gern mitmachen, wenn man sie ließe.

Hamburg. Aber von den realen "Spitzenkandidaten" hört man eher wenig.

Angela Merkel macht eigentlich überhaupt keinen Wahlkampf. Warum sollte sie auch, wenn sie in den Umfragen lesen kann, dass die SPD in der Woche, in der Ulla Schmidts Dienstwagenaffäre hochkam, zweimal unter die 20 Prozent gesackt ist. Und wenn Franz "klare Kante" Müntefering es mal mit Unverschämtheiten versucht (der Kanzlerin seien die Arbeitslosen gleichgültig), dann lässt sie ihn kommentarlos ins Aus laufen. Sie riskiert keinen einzigen Konflikt, aus dem ihre Gegner Funken schlagen könnten; das ist, so die Parteizentrale, "Merkel-authentisch".

Da könnte einem der unvergessene Berti Vogts einfallen, jetzt aserbaidschanischer Nationaltrainer, der vor dem Spiel gegen seine alten Sportsfreunde gesagt hat: "Wir spielen nicht gegen Honkatonka." Honkatonka gibt's gar nicht.

Dass die verbalen Wirtshausprügeleien, die man aus manchen Wahlkämpfen kennt, bislang ausgeblieben sind, ist ja gut. Nur: Was heißt überhaupt Wahlkampf? Wer gegen wen, ist einigermaßen klar. Aber wofür?

Das steht angeblich in den Wahlprogrammen der Parteien. Nun sind aber die Wissenschaftler des Instituts für Kommunikationsforschung der Universität Hohenheim soeben leider zu dem Schluss gekommen, dass der Großteil dieser Programme vollkommen unverständlich sei: "Die Programme wirken, als nutzten die Parteien dieses wichtige Mittel der Kommunikation mit Bürgern gerade dazu, ihre Absichten zu verschleiern." Das tun sie freilich nicht nur im Wahlkampf.

Es glauben ohnehin nur noch fünf Prozent der Deutschen, sie könnten die Politik durch Wahlen in starkem Maße mitbestimmen. Das hat eine Forsa-Erhebung für den "Stern" erbracht; 38 Prozent der Befragten halten solche Mitbestimmung überhaupt nicht für möglich.

Und jetzt, liebe SPD, kommt's: Von den befragten Arbeitern glauben null Prozent, dass sie die Politik durch Wahlen maßgeblich beeinflussen könnten.

Das ist, wenn es stimmt, ein Desaster, das die Wahlkämpfer nicht unbeeindruckt lassen darf. Oder ist hier etwa doch Honkatonka?