Peter Shub ist der König der Komik. Mit Gesten, Blicken und Zurufen fasziniert der Spaßmacher sein Publikum.

Hamburg. Lange Zeit spricht er nur durch seinen Körper. Lässt sich von einer Leine ziehen, an der kein Hund ist, hängt als Kleiderbügel in einem Mantel so krumm an der Garderobe, dass der Kopf im Mantelinnern fast verschwunden ist, verlängert seinen Arm endlos, rückt den schiefen Hals mit dem Krachen eines Plastikbechers wieder gerade, bevor er sich an einem Kamerastativ zu schaffen macht, das scheinbar laufen kann. Er fährt es auch nur aus, um seinen Arm statt der winzigen Kamera darauf abzulegen. Der Arm hat sich inzwischen unter dem Mantel selbstständig gemacht, grapscht ihm ins Gesicht.

Oder streichelt das Stativ, das zur Geliebten mutiert, sich nur leider immer wieder wegdreht (wie recht hatte doch Mark Twain, als er sagte: "Ein Kuss ist eine Sache, für die man beide Hände braucht"). Ein kurzes "Klick" - von oben zwischen die Beine des Stativs - ist die Strafe. Und weil die Kamera nun mal so klein ist, werden die Zuschauer im Schauspielhaus fürs nächste Foto gebeten zusammenzurücken. Und rhythmisch zu klatschen. Bis sie das so begeistert tun, dass Peter Shub gestisch signalisiert: Dann kommen Sie doch auf die Bühne. Ich gehe so lange in die Garderobe, esse, trinke. Und fahre dann nach Hause.

Spätestens jetzt hat er das Publikum völlig eingefangen. Die Zuschauer können gar nicht genug bekommen von seiner Art. Gang, Blicke, Gestik, Rhythmus, Balance, Nachahmung - alles passt, alles sitzt - sparsam und punktgenau. Man hat Spaß an diesem Clown Peter Shub, der uns mit winzigsten Details vorführt, wie Freude, Missgunst oder falsche Fährten entstehen.

Der Amerikaner Shub, der seit 20 Jahren in Deutschland lebt, der nicht nur unsere und seine Landsleute so genau beobachtet hat, dass er sie mit Minimalgesten wieder erkennbar macht, ist der Höhepunkt der Show "Clowns", die seit Dienstag als Sommerbespielung im Schauspielhaus zu sehen ist. Was er und die anderen Körperakrobaten an Können und Komik bieten, ist den Besuch auch an einem schönen Sommerabend wert. Bei Shub ist es großartige Schauspielkunst. Alles andere als Unsinn in seinen geradezu philosophisch anmutenden Sketchen. Unterhaltung garantiert. Bei Barry Lubin, der immer wieder als Oma auf die Bühne kommt, und bei "Scott und Muriel", die zu zaubern versuchen, bewegen sich die Sketche eher auf Hansa-Theater-Niveau und sind zu lang.

Anders die Novruzov Brothers. Sie klettern so gekonnt aufeinander herum, dass man sich fragt: Wie schafft man das, auf einem Arm beim Partner auf dem Kopf zu stehen und erst umzufallen, wenn alle Gefahr gebannt scheint? Auch Stahlemann und Söhne verblüffen durch Tricks. Sie tauschen während ihrer niemals unterbrochenen Kegelwürfe die Anzüge. Später kommt dann Peter Shub wieder. Shubi-dubi-du. "Ich spreche ein bisschen Deutsch", erklärt er und nennt einen Satz, den er garantiert nicht dem Alltag entnommen hat: "Bist du fertig? Du bist zu schwer."

Das Gelächter ist ihm gewiss. Aber worüber lachen wir da eigentlich? Wie bei jedem guten Gag, denken wir das zu Ende, was der Komiker gar nicht aussprechen muss. Anders als bei Mario Barth, der Banalitäten auswalzt, spielt kunstvolle Komik mit Aussparungen. Sie entsteht durch Kontraste, Missverständnisse, durch scheinbare Unfälle. In "Clowns" kann man es mit Vergnügen miterleben.

bis 30.8., Karten in Hamburger-Abendblatt-Ticketshops und unter T. 040/30 30 98 98