Für HDTV wollen Sender und Satellitenbetreiber eine Extramaut. Auch Kabelkunden droht ein Zuschlag.

Hamburg. Die Einigung kam in letzter Minute. Einen Tag vor Beginn des Sportereignisses des Jahres meldete vergangenen Freitag der größte deutsche Kabelnetzbetreiber: "Leichtathletik-WM in HDTV bei Kabel Deutschland."

HDTV - das ist der neue hochauflösende TV-Standard, der es möglich macht, dass der Zuschauer auch noch die kleinste Schweißperle auf der Haut der Athleten in gestochen scharfer Bildqualität sieht. Er gilt als Fernsehen der Zukunft. Bei ARD und ZDF ist es seit Sonnabend immer dann auf Sendung, wenn die beiden Sender von der Leichtathletik-WM in Berlin berichten. Weitere HDTV-Testformate wollen die Öffentlich-Rechtlichen während der Internationalen Funkausstellung (IFA) und in den Tagen um Weihnachten ausstrahlen, bevor dann im Februar 2010 mit der Übertragung von den Olympischen Winterspielen in Vancouver der Startschuss für den Regelbetrieb des neuen Standards fällt.

Doch die späte Einigung im Streit um die Kabelübertragung von der Leichtathletik-WM zeigt erst mal eines: HDTV ist vor allem ein großes Geschäft, bei dem alle - Sender, Gerätehersteller, Kabelgesellschaften und Satellitenbetreiber - verdienen wollen.

Im Fall der Leichtathletik-WM wollte etwa Kabel Deutschland ARD und ZDF für die HDTV-Übertragungen zur Kasse bitten. "Es ist doch ganz normal, dass die Sender für die zusätzlich erforderliche Bandbreite zahlen müssen", sagt ein Sprecher des Kabelnetzbetreibers. Zudem seien weitere "technische Vorkehrungen" notwendig gewesen, für die Kosten angefallen seien. Dann aber gab Kabel Deutschland zunächst klein bei. Für ihre HDTV-Übertragungen von der Leichtathletik-WM werden ARD und ZDF nun ebenso wenig zahlen wie für alle folgenden Testsendungen im neuen Standard. Auch für die HDTV-Bilder von den Olympischen Winterspielen will Kabel Deutschland auf eine Zusatzgebühr verzichten.

In der Zwischenzeit gibt die Kabelgesellschaft, die ihr Netz bisher eher in gemächlichem Tempo digitalisierte, beim Ausbau der technischen Infrastruktur etwas mehr Gas. Ab Oktober sollen fast alle Kunden HDTV empfangen können. Derzeit sind es nur 4,6 Millionen von insgesamt 9,1 Millionen Kabel- Deutschland-Haushalten. Wenn dann der Vorsprung, den die Satellitenbetreiber beim digitalen Fernsehen haben, aufgeholt ist, sollen ARD und ZDF für den HDTV-Regelbetrieb zahlen.

Das gilt auch für andere Sender. Der Pay-TV-Anbieter Sky zahlt nach Angaben des Kabelnetzbetreibers bereits für die Kabelübertragung von zweien seiner HDTV-Kanäle. Weitere sollen folgen. Auch mit frei empfangbaren Privatsendern wie RTL, Sat.1 und ProSieben führt die Kabelgesellschaft Gespräche. Allerdings geben sich die Privaten ebenso zahlungsunwillig wie ARD und ZDF. Dabei gilt es im Umfeld von Kabel Deutschland als ausgemachte Sache, dass die Privatsender etwaige Kosten mit einem Zuschlag an die Zuschauer weitergeben werden.

So würde ein Modell auf das Kabel übertragen, das unter dem Namen HD+ derzeit für den Empfang via Satellit entwickelt wird: Der Satellitenbetreiber Astra will ein Jahr lang die verschlüsselten HDTV-Programme der Privaten kostenlos ausstrahlen. Danach soll eine monatliche Gebühr von voraussichtlich fünf Euro fällig werden, die Satellitenbetreiber und Sender untereinander aufteilen. Konkretes will Astra erst im September nach der IFA verraten.

Bisher werden nur im Bezahlfernsehen Programme verschlüsselt. Als Einstieg ins Pay-TV wollen die Privaten HD+ aber nicht verstanden wissen: "Unsere Signale müssen geschützt sein, und wir müssen Aussicht auf ein funktionierendes Geschäftsmodell haben", sagt ein RTL-Sprecher.

Für das TV-Publikum wird das Fernsehen der Zukunft also eine teure Angelegenheit. Genau genommen ist es das schon jetzt: Nicht wenige Zuschauer haben sich, in der Hoffnung für die neue HDTV-Zeit bestens gerüstet zu sein, einen kostspieligen Flachbildschirm mit dem Etikett "HD ready" zugelegt. Doch das hochauflösende Fernsehen lässt sich allein mit solchen Geräten nicht empfangen. Es ist noch die Anschaffung eines HD-Empfangsgeräts in Form einer Zusatzbox erforderlich. Kostenpunkt: etwa 150 Euro.