Die Produktion “Crashpoint“ bietet gut gemachte Spannung und erzählt von Menschen in Extremsituationen.

Berlin. Thriller: Crashpoint. 20.15 Uhr ProSieben

Die beiden spannendsten Fernsehfilme der jüngsten Zeit handelten von beinahen oder tatsächlichen Flugzeugunglücken: "Mogadischu" über die Entführung der "Landshut" und das erst kürzlich ausgestrahlte "Unglück von Überlingen" nach der wahren Katastrophe über dem Bodensee. Zwei dicht erzählte, hervorragend besetzte Produktionen mit bezwingender Dramaturgie. Es gibt wohl keinen besseren Handlungsort als eine Passagiermaschine, um klaustrophobische, lebensbedrohliche Situationen zu schildern. Auch "Crashpoint" erzählt vom ausweglosen Bangen auf engstem Raum, nachdem ein Ferienflieger unmittelbar nach dem Start in Nizza mit einer Frachtmaschine kollidiert. Einen Absturz kann der Pilot verhindern, das Flugzeug ist fortan jedoch manövrierunfähig. Es wird so lange weiterfliegen, bis der Sprit ausgeht. Direkter Kurs: Berlin, wo ausgerechnet an diesem Tag der Stadtmarathon stattfindet.

Über dieses Über-Drama hinaus erzählten Regisseur Thomas Jauch und die Drehbuchautoren Marc Hillefeld und Bettina Platz viele Mini-Dramen, die sich zwischen den Passagieren, der Besatzung und den Verantwortlichen im Tower abspielen. Der Kopilot (Max von Pufendorf) gerät mit dem Piloten (Peter Haber) aneinander, der stellvertretende Geschäftsführer der Fluggesellschaft (Devid Striesow) mit dem Fluglotsen (Hannes Jaenicke), eine prollige Männergruppe mit dem dicklichen Elektroingenieur (Michael Grimm), und der Innenminister (Michael Brandtner) würde die Maschine ohnehin am liebsten zum Abschuss freigeben.

Wie sich Menschen in Extremsituationen verhalten, welche Seiten ein Ausnahmezustand hervorkehrt, darüber gewinnt der Film zu einem nicht unwesentlichen Teil seine Spannung. Die äußeren Umstände funktionieren, wie es sich für einen anständigen Katastrophenfilm gehört, nach dem Prinzip: Es geht immer noch schlimmer. Jeder kurzen Erleichterung folgt die nächste Erschütterung. Zu Beginn noch sehr pointiert, leidet jedoch die Figurenzeichnung zunehmend unter den dominanten Action-Szenen. Allen voran aber Lisa Martinek als Ärztin mit erschwindeltem Examen und Devid Striesow spielen darüber hinweg, die meist starken Dialoge tun ein Übriges.