Mit tiefem Schweigen bedankte sich das Publikum am Sonnabend in der Laeiszhalle bei Ivan Fischer und dem Budapest Festival Orchester für eine grandiose Aufführung der Schlussszene aus Wagners “Walküre“.

Hamburg. Ein Schweigen, das lange niemand zu stören wagte, aus Respekt vor dem, was sich da gerade ereignet hatte. Wie einen musikalischen Mahlstrom, der langsam, aber unaufhaltsam alles in seinen Bann zieht, hatte der ungarische Maestro das "Walküre"-Finale sich entfalten lassen. Und erst 15 Sekunden nachdem der letzte Akkord verklungen war, löste ein erstes "Bravo" die Trance, in die Fischer und die Seinen ihr Publikum gezaubert hatten.

Großartig auch die Charakterstudien der Solisten: Mit eingefrorenem Siegerlächeln ging Petra Lang aus dem Duell mit ihrem dominanten Göttervater hervor. Der finnische Hüne Juha Ussitalo sah dagegen aus, als sei er im Bärenfell auf die Welt gekommen und fand doch neben der auftrumpfenden Geste unendlich innige und zerbrechliche Töne für den Schmerz des entsagenden Vaters.

Als dezenter Magier des Orchesterklangs hatte sich Fischer zuvor im ersten Teil des Konzerts erwiesen: Bei Beethoven ist man inzwischen daran gewöhnt, dass er im sogenannten Originalklangstil in Rekordtempo und mit überspitzten Akzenten aufgepeppt wird. Nicht so bei Fischer. Er setzte auch bei der "schlanken" Vierten Symphonie auf den Klang des großen Symphonieorchesters.

Das Budapest Festival Orchester klang dabei sehr homogen und doch differenziert. Fischers Beethoven war zügig, zupackend und voller großartiger Details, wie den zwischen Ersten und Zweiten Violinen hin und her irrlichternden Akzenten im Scherzo oder überirdischen Solo-Stellen für die Klarinette. Doch sprach stets eine gewisse Noblesse aus Fischers Interpretation, der die klanglichen und expressiven Extreme zwar ansteuerte und aufscheinen ließ, aber die Grenze zum puren Effekt nie überschritt.

Schumann hat Beethovens Vierte eine "schlanke griechische Maid" genannt; bei Fischer war sie eine moderne Powerfrau mit Sinn für klassischen Stil.