Auf die rote Nase pfeift Peter Shub. Der Entertainer versteckt sich nicht hinter einer Maske. Mit “nacktem“ Gesicht machte er Weltkarriere.

Hamburg. Vielfach ausgezeichnet, gehörte er zu den Zugnummern beim Zirkus Roncalli und Cirque du Soleil. Er trat im Fernsehen auf und ist ab 18. August Gast im Schauspielhaus beim Gipfeltreffen der "Clowns! - Die Kunst des Lachens".

Die beherrscht Shub perfekt. Ein Blick, eine Geste - und er hat die Zuschauer am Wickel mit seinem Mix aus Mime, Magie und Publikumsanimation. Für seine Sketche genügen ihm Trenchcoat und Koffer. Der Mann von der Straße stolpert in die Falle. Hut und Mantel verselbstständigen sich, überfallen den knipsenden Touristen. Ein Schnappschuss unter verkehrten Vorzeichen. Die Tücke des Objekts triumphiert. "Wir lachen, wenn die Regeln der Logik oder Realität gebrochen werden, über das Absurde oder Extreme in einer Situation", sagt Shub. Der Clown lehrt uns, auch über uns selbst zu lachen. Und dieses Lachen wird aus Tränen, aus dem Wissen um den Schmerz geboren.

Nur wer das Leiden kennt, wird ein guter Spaßmacher. "Ich habe vier Kinder auf der Erde im Alter von vier bis neun Jahren - und eines im Himmel", erzählt Shub. Mit einer Deutschen verheiratet, lebt er seit 20 Jahren in Hannover. "Luke war fünf, als er bei einem Unfall in einem Restaurant ums Leben kam." Das Kind hatte in einem Nebenraum gespielt, wo Steinskulpturen aufgestellt waren, wurde durch einen unglücklichen Zufall erschlagen. "Das Schlimmste ist mir passiert, ich habe nichts mehr zu verlieren."

Das Spielen und die Familie halfen ihm, weiterzumachen. Später spricht er nochmals vom Tod. "Auf der Bühne ist Langeweile unser Todfeind. Wir lieben die Abwechslung. Klappt es nicht, dann stirbst du. Wie bei einem Date, man weiß nie genau, was passiert. Es ist immer ein Risiko, dass die Leute nicht lachen." Sein untrüglicher Instinkt, jahrzehntelange Bühnenerfahrung, Improvisationstalent und Können lassen Shubs Kunst leicht und gelöst erscheinen. Das Publikum folgt und gehorcht ihm nur zu bereitwillig.

Auch weil er sich sein spielerisch kindliches Gemüt bewahrt hat - die Voraussetzung für die Clownskunst. Shub übernimmt Jokes von seinen Kindern. "Ich lerne viel von ihnen", bekennt er. Sein Töchterchen hat sich mit der Milchflasche auf den Kopf geschlagen und dann verwundert umgeguckt, wer das getan haben könnte. "Kindern passieren die tollsten Dinge, sie sind aber auch sehr kritisch." Dem neunjährigen Sohn ist der Vater manchmal furchtbar peinlich und er entschuldigt sich dann: "Mein Vater ist ein Idiot."

Obwohl Shub stets für Scherz zu haben ist, mag er zwei Dinge nicht: "Schwarzen Humor und sexuelle Späße. Ich finde, es muss eine Grenze geben." Vieles hat er bei seinen Auftritten in Europa und in Amerika gelernt. Zum Beispiel, sich die Zeit zu nehmen und nur zu gucken. "Clowns haben immer Angst, dass sie ihr Publikum nicht unterhalten, sie machen deshalb zu viel, laufen eigentlich vor sich weg." Peter Shub hätte das nicht viel genützt. "Clown zu sein bedeutet auch leben im Moment."

Clowns! 18.-30.8., Schauspielhaus, Karten in allen Hamburger-Abendblatt-Ticketshops und unter der Ticket-Hotline T. 040/30 30 98 98.