Die “Boogiemeister“ Axel Zwingenberger und Vince Weber zu zeigen, was sich mit 88 Tasten alles anstellen lässt . Zu Gast bei dem traditionellen Hamburger Gig: “Rolling Stone“-Bruder Chris Jagger.

Hamburg. Es ist der mentale Nabel der Hamburger Boogie Connection. Jedes Jahr am 8.8. treffen sich Boogie-Pianisten in der Welthauptstadt dieser Klavierdisziplin, um gemeinsam mit den "Boogiemeistern" Axel Zwingenberger und Vince Weber zu zeigen, was sich mit 88 Tasten so alles anstellen lässt. Und das ist eine ganze Menge.

Den Aufwärmer machte diesmal ein ganz junges Talent aus Dänemark: Lasse Jensen, erst seit knapp über zwei Jahren im Geschäft. Ihm folgte, mit allen Boogie-Wassern gewaschen, Big John Carter aus London. Einen drauf setzten im ersten Teil die "Brunner Brothers", zwei Brüder aus der Schweiz, die die voll besetzte Fabrik an zwei Flügeln zum Kochen brachten.

Gottfried Böttger, Boogie-Urgestein aus Hamburg, tauchte ab in die Anfänge: Ragtime und Blues aus New Orleans wurden gefeiert. Nach Jo Bohnsack dann Vince Weber, der als "Boogie Man" Mitte der 70er-Jahre spielend und singend die Fundamente für die Boogie-Metropole Hamburg legte. Er war nach langer Pause endlich auch wieder mit einer neuen CD ("Delta Echo") am reichhaltigen Plattenstand vertreten.

Zum Schluss dann Axel Zwingenberger, der überragende Spieler der weltweiten Boogie-Szene. Mit seiner unnachahmlich harten rollenden Bass-Linken trieb er das Instrument an seine Grenzen, um mit der Rechten auszuloten, wie weit man Harmonien und Rhythmen ausweiten kann. Grenzenlos der Jubel für den Mann mit den gelben Schuhen, der dann auch den Stargast des Abends präsentierte: Chris Jagger, den "kleinen" Bruder von "Rolling Stone" Mick. Mit stahliger Gitarre und Blues-Mundharmonika erkundete der mit Zwingenberger die Entwicklungslinien vom Blues über Ragtime und Boogie hin zum harten Rock 'n' Roll, den er mit Jagger-Humor und -Power zelebrierte.

Kein Boogie-Abend in der Fabrik ohne die berühmte Session nach Mitternacht, bei der am Ende alle Beteiligten um die beiden Flügel herumtanzen und Zugriff auf einige der 196 Tasten suchen - Schluss war erst deutlich nach ein Uhr. Die heißen Temperaturen waren für die munteren Oldies im Publikum kein Problem, nur etliche der Jüngeren suchten schon vorher draußen nach Sauerstoff.