Watteaus “Gilles“-Porträt blickt die Zuschauer an. Peter Schmidt hat den melancholischen Spaßmacher als Symbolfigur für seine “Venezia“-Hommage gewählt. Der Pierrot aus der italienischen Komödie verkörpert “Trauer und Schönheit“ der versinkenden Lagunenstadt. Die Koproduktion des SHMF mit dem Ensemble Resonanz, dem Ernst-Deutsch-Theater und Eleven aus John Neumeiers Ballettschule feierte eine bejubelte Premiere an der Mundsburg.

Hamburg. Milchig grauer Dunst verschleiert den Blick auf San Giorgio Maggiore. Palladios Kirchenbau erblickt der Venedig-Tourist als Erstes. Ansonsten meidet Schmidt Postkarten-Klischees auf den neun beweglichen Stelen im weißen Raum. Zu den vom Ensemble Resonanz exzellent gespielten Vivaldi-Kompositionen choreografierte Orkan Dann mit drei Paaren leichtfüßige Tanzskizzen über Liebe, Lust und Tod.

Isabella Vértes-Schütter verkörpert in zinnoberroter Seidenrobe die Allegorie der schützenden Stadtgöttin, während der Tourist (Tim Ehlert) aus Texten berühmter Venedigbesucher zitiert. Tänzer umflattern beide wie Vögel in weich wechselnden Lichtstimmungen. Liszts "Gondellied" lässt Ulrike Payer am Flügel erklingen, Maria Bulgakova macht ein Lamento aus Vivaldis "Il Tamerlano" mit delikaten Koloraturschattierungen zum melodiösen Höhepunkt.

Peter Schmidts poetische Venedig-Elegie bot ein subtiles Sinnenfest und animierte zum eigenen Blick auf die Lagunenstadt.