“Nimm hin mein Lied - Es ist nicht froh/Der Regen weint und weint/Und wer ihn sieht/Weiß sowieso/Wie es das Glück gemeint“, singt Volkan Baydar von Orange Blue.

Hamburg -. Die flächigen Streicher ergehen sich dazu in Moll.

Es solle keine Betroffenheitsveranstaltung werden, leitet David Klein, Saxofonist und Initiator von "Selma - In Sehnsucht eingehüllt" den intimen Abend des Schleswig-Holstein Musik Festivals in der Laeiszhalle ein. Betroffenheit sollte dann aber doch das vorherrschende Gefühl bleiben. Das verwundert auch nicht angesichts des Schicksals der Geehrten.

Mit gerade mal 18 Jahren verstarb Selma Meerbaum-Eisinger 1942 im deutschen Arbeitslager Michailowska. Sie hinterließ einen Band mit handgeschriebenen Liebesgedichten, deren manchmal schwärmerischer Jungmädchenton David Klein animierte, sie zu vertonen und von Stars der deutschen Popszene interpretieren zu lassen.

Neben Baydar glänzt Joy Denalane, von Klein leicht behäbig als "Versprechen an das Leben" angekündigt, mit tiefer Stimme und einem "Schlaflied für die Sehnsucht". Hannelore Elsner rezitiert gewohnt souverän längere Gedichtpassagen wie "Rote Nelken", an die sich eine Uraufführung des Komponisten Thorsten Rasch anschließt. Die Streicher der Musikhochschule Lübeck unter Rainer Bartesch sowie das jazzende David Klein Sextett tupfen die Noten meist in gedeckten Farben hin. Erst bei Kleins Filmkomposition "Rebbe's Tisch" aus "Alles auf Zucker" blühen die Musiker auf.

Die Delmenhorsterin Sarah Connor legt einen ihrer Rocklänge entsprechenden Kurzauftritt hin und spart sich auch den Schlussapplaus. Erst Thomas D. wendet mit der wilden perkussiven Spoken-Word-Nummer "Stefan Zweig" die Stimmungslage. "Leuchtendes, glühendes, rauschendes Leben/springt an und reißt mit und lässt keinen mehr los". Da wird dann auch die jugendliche Lebensfreude der 18-jährigen Selma endlich spürbar.