“Tagesthemen“-Moderator Tom Buhrow und Erzbischof Werner Thissen, wie Menschen heutzutage als Christen leben.

Schwerin. In der Kirche, sagt Tom Buhrow, würde er nicht predigen. Er überlegt sich gut, was und wie viel die Öffentlichkeit von ihm als Privatmensch erfährt. Das Bekenntnis, Katholik zu sein, gibt er aber gerne ab. Gemeinsam mit dem Hamburger Erzbischof Werner Thissen ging er bei einer Veranstaltung der Schweriner Bundesgartenschau der Frage nach, warum Menschen als Christen leben.

Beide großen Kirchen sind auf dem Ausstellungsgelände mit der "Kirche am Ufer" präsent. Eine Holzplattform ragt zwischen schwimmenden Wiesen und englischen Landschaftsgärten in den Schweriner See. So bleibt unter freiem Himmel viel Raum für Gottesdienste, Konzerte oder Begegnungen wie die Reihe "Ufergespräche".

Viele der Besucher bleiben stehen, als Buhrow von seiner Zeit als Messdiener erzählt. Eher "halb im Spaß" habe er mal erwähnt, dass dieses Amt auf den Alltag im TV-Geschäft vorbereite, weil es "gewisse Rituale und das große Theater" gebe. So sei auch Show-Größen wie Thomas Gottschalk oder Günther Jauch der Dienst am Altar nicht fremd.

Die beiden Katholiken plaudern über "Gott und die Welt".

So wollte Buhrow bis zum Abitur Wirtschaftswissenschaften studieren. Am Journalismus gefiel ihm unter anderem "der verlotterte Lebensstil". Thissen zog es zunächst zur Medizin, dann wollte er mal Jurist, mal Naturwissenschaftler werden. Glücklich und in ihrer "Berufung" angekommen sind sie beide, so betonen sie. Der Glaube hat sie dabei immer begleitet. Trotz Blue-Jeans-Verbot in der Kirche durch den Vater blieb Buhrow dem Katholizismus treu: "Ich habe Kirche nie als eine Zwangsveranstaltung kennengelernt."

Buhrow und Thissen haben einige Lebensphasen ähnlich erlebt, unterschiedlich bleibt ihr Alltag. Thissen sieht in der Kirche den Vorteil, auch mal von der Tagesaktualität abzukommen, die Themen breiter anzugehen. Dann lebe man "nicht so eindimensional". Der "Tagesthemen"-Frontmann bejaht dies. Sein Job sei das Diesseits, die Kirche widme sich eher der Welt dahinter. Unterschiede seien hier wichtiger als Gemeinsamkeiten.

Schließlich wird es konkret: Der Erzbischof kritisiert eine Fixierung der Medien auf bestimmte Themen innerhalb der Kirche. Über die Pius-Bruderschaft sei zwar, was die Fakten betreffe, richtig berichtet worden. Immer stehe aber der Konflikt im Mittelpunkt. Stets werde gerne über das Negative berichtet - das, "was Rabatz macht", berichtet. Das sei aber nur ein Teilbild, beklagt der Geistliche. Buhrow kontert zunächst und sagt, dass die Nachricht über ein Raubtier im Gebüsch schon für unsere Vorfahren wichtiger gewesen sei als die schöne Blume auf der Wiese. Bei seinem Gegenüber stößt er damit auf wenig Verständnis.

Schließlich räumt auch Buhrow ein, dass im Journalismus ein gewisser Zynismus verbreitet sei. Gegen die Einstellung, dass sowieso alles schlecht sei, kämpfe er auch in seiner Branche.

Den Zuschauern scheinen die offenen Worte der beiden zu gefallen. Prompt bitten sie Buhrow und Thissen nach der Diskussion um Autogramme. Auch hier harmonieren sie prima: Gegenseitig bieten einander den Rücken als Schreibunterlage an.