Seine absurden Fragen haben den französischen Kabarettisten populär gemacht.

Hamburg. Orangefarbene Trainingsjacke? Strubbelig-nasse Haare? Eindeutig Fehlanzeige! Alfons, mit bürgerlichem Namen Emmanuel Peterfalvi, ist heute mal ganz er selbst. Mit seiner eher unauffälligen Kleidung und den unerwartet frisierten Haaren erkennt man ihn kaum, wenn man ihn außerhalb seiner Sendung "Puschel-TV" zu einem Interview trifft. Auch mit seinen Fragen hält er sich heute zurück und gibt zur Abwechslung mal Antworten.

Nur ein Erkennungsmerkmal bleibt: sein sympathisch französischer Akzent, den er sich trotz einwandfreiem Deutsch erhalten hat. Der 42-Jährige wirkt sympathisch und vertrauenswürdig. Vorstellen kann man sich nun, wie er es schafft, aus seinen Interviewpartnern ganz unverhohlene Meinungen zu locken. "Ich mag diese authentischen Leute, die trotz Kamera ganz offen sind. Ich glaube, das spüren sie auch", erklärt Peterfalvi. Dennoch glaubt er, dass die Leute auf Alfons' absurde Fragen wie "Wären Sie lieber schwul oder Politiker?" oder "Leben Sie lieber in einer Demokratie oder in einer Diktatur?" nur so ehrlich antworten, gerade weil es der unbeholfene Alfons ist, der sie stellt.

Zu Beginn seiner Karriere interviewte er die Leute als normaler Reporter, "aber das war total langweilig, da alles, was sie vorher so toll gesagt hatten, plötzlich politisch total korrekt wurde". Nach seiner Verwandlung in Alfons klappte das Ganze gleich schon viel besser. "Alfons ist ein Katalysator. Wenn Alfons da ist, passieren Dinge vor der Kamera, die sonst nicht passieren würden", sagt Peterfalvi.

Alfons würde sich nicht mehr ohne sein famoses Mikrofon auf die Straße trauen. Dabei ist der Hype um den Puschel, der seiner Sendung auch den Namen gab, ganz pragmatische entstanden. Als der Tonmann - ursprünglich der Puschelträger - sich beschwerte, dass er bei dem ständig herumwirbelnden Alfons nicht hinterherkam, übernahm dieser das Gerät einfach. Zufrieden waren also am Ende beide: der Tonmann, weil der Ton nun besser war, und Alfons, weil es seinem Outfit den letzten Pfiff gab. Die Antworten seiner Interviewpartner verraten so einiges Schräges und Lustiges über die deutsche Mentalität. Genau diese Authentizität ist das Geheimnis seines Erfolgs und zeigt den selbstkritischen Deutschen, wie viel es in ihrem Land zu lachen gibt. "Die Deutschen haben das Gefühl, Deutschland sei nicht spannend, dass sie eintönig seien und keinen Humor haben. Im Puschel-TV beweise ich genau das Gegenteil", betont er. Dabei weist er auf die Komik typisch deutscher Phänomene hin - etwa einen Schrebergartenverein oder die schwäbische Kehrwoche - und zeigt, "dass man mit Vorschriften auch sehr viel Spaß haben kann".

Dass auch er selbst an seinen Reportagen viel Freude hat, wird im Gespräch sehr deutlich. Beispiel ist ein Interview mit einem Herrn, dem beim Vergleich seiner Frau mit einem grazilen Tier nur "Pottwal" einfiel. Dennoch will er seine Interviewpartner keinesfalls vorführen und würde ein Interview nicht senden, wenn es allzu privat wird. Der seit 18 Jahren in Hamburg lebende Franzose hat schon im zarten Alter von zehn - ausgestattet mit Kassettenrekorder und Mikrofon - in der Pariser Metro von der Fahrerkabine aus eine seiner ersten Reportagen gemacht. Als er mit 25 nach Hamburg kam, um bei Premiere zu arbeiten, machte er vorerst echte Reportagen. Dann widmete er sich schnell der Comedy und interviewte zuerst als Klischee-Franzose mit Baguette und Baskenmütze und später als Alfons viele Leute.

Vom heute an tourt Alfons wieder durch Deutschland und zeigt immer montags in Puschel-TV um 0.35 Uhr im Ersten, wie er es schafft, aus den Deutschen die schrägsten Antworten herauszukitzeln.