Einem geschenkten Gaul soll man ja nicht ins Maul schauen. Muss man aber wohl, wenn es sich um ein Kultur-Politikum handelt.

Kiel. Doch bei einem so prestigeträchtigen Nachwuchs-Preis wie dem Leonard Bernstein Award, den das Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) jährlich an Talente mit Star-Potenzial vergibt, könnte es nicht schaden, das Preisträger-Konzert in einem angemessenen statt möglichst großen Rahmen stattfinden zu lassen. Für ein Klassik-Konzert ist die Kieler Sparkassen-Arena - die Ex-Ostseehalle - nämlich fast so unbrauchbar wie die Holstenhalle in Neumünster. Dafür bekommt man ein Vielfaches der Plätze des berüchtigten Kieler Schlosses verkauft, dessen Akustik auch nichts taugt.

Deswegen musste der Cellist Leonard Elschenbroich nolens volens gute Miene zum verschwommen klingenden Spiel in der Landeshauptstadt machen, als er vor knapp 5000 begeisterten Zuhörern mit seiner Mentorin Anne-Sophie Mutter und dem SHMF-Orchester unter Leitung von Christoph Eschenbach das Brahms-Doppelkonzert meisterte.

Weitgehend auf Sicht gehört, bleibt festzuhalten, dass zwischen die Solisten kein Blatt passte; von Star und Sternchen konnte keine Rede sein, der Dialog fand auf Augenhöhe statt. Eschenbach hatte das Jugendorchester im Salzauer Probenlager in bewährter Weise auf reaktionsschnelles Begleiten eingenordet. Wie begeistert die Jugendlichen von dieser Show vor übergroßem Publikum waren, konnte man an den Gesichtern und den Gesten ablesen, als sie nach der Pause Brahms' Zweite folgen ließen. Zu schade, dass das musikalische Ergebnis bei Weitem nicht so gut zu hören war, wie es aussah. Der gute Zweck heiligt nicht alle Mittel.