Anstrengend sei es, Streichquartett zu hören, heißt es mitunter. Dabei ist es pures Glück, eine ganze Welt an Stimmungen serviert zu bekommen.

Hamburg. So jüngst wieder geschehen im Kleinen Saal der Laeiszhalle, wo sich das Kuss-Quartett bei einem seiner Explica-Konzerte "Papa Haydn" vorgenommen hatte. Allerdings ging es mitnichten darum, einen gemütlichen Kleinmeister vorzustellen.

Joseph Haydn hat die Vorläuferformen des Streichquartetts aufgenommen und sie im Verlauf seines rund 80 Quartette umfassenden Schaffens zur Vollendung gebracht. Diese Entwicklung führte Oliver Wille, der zweite Geiger und ein charmanter Conférencier, an handverlesenen Klangbeispielen und Zitaten vor, einschließlich Ausflügen zu Goethe, zu dem Romantiker Wieniawski und gar zu Strawinsky. So spann er einen roten Faden durch die Gattungsgeschichte.

Haydns Streichquartette op. 77 Nr. 1 und 2 spielten die Musiker ganz. Lyrisches findet hier Platz neben Folkloristischem, Virtuosität neben Pastoralem und Melancholie neben Groteskem. Und das alles konnte man mit frisch geschärften Ohren selbst entdecken. Man hört eben nur, was man weiß.