Hamburgs Ballett-Tage waren ein Riesenerfolg, alle Vorstellungen nahezu ausverkauft. Alle? Nein, ein Gastspiel aus Frankreich, den Hamburgern nicht ganz so vertraut wie John Neumeiers Werke, hatte es deutlich schwerer.

Ein Qualitätsproblem war das nicht. Sondern eine typische Hamburgensie. Auf Platt heißt das Phänomen: Wat de Buur nich kennt, fritt he nich. In Hamburgs Kulturleben, das merken Musikveranstalter ebenso wie Theater- oder Festivalplaner, verhält sich das Publikum ähnlich. Wie im wahren Beziehungsleben: Es dauert, bis man Bekanntschaften Freundschaften nennt - die halten dann aber für die Ewigkeit. Hat das Publikum einmal jemanden ins Herz geschlossen, ist es besonders treu. Das ist nett. Und etwas langweilig. Vielleicht täte der Kultur-Beziehung des Durchschnitts-Hamburgers etwas mehr Mut zur Affäre gut. Ein Flirt mit dem Unbekannten. Es muss ja nichts statt des Bewährten gewagt werden. Man darf beides! Das gilt es unbedingt auszunutzen.