Mann, war das eine schöne Zeit gewesen, als Sätze noch zu Ende gesprochen und Bücher auch ohne Bilder gelesen werden konnten. Es geht verdammt schnell, bis dem frisch gekürten Vater diese Gedanken kommen, frei nach dem Motto: Vater werden ist nicht schwer, Vater sein ... Durchwachte Nächte an dem aus ökologisch unbedenklichen Naturhölzern gezimmerten Bettchen des neuen Erdenbürgers tragen ihren Teil dazu bei.

Hamburg. Kristian Bader spielt diesen Vater in der Comedy mit dem etwas klamaukigen Titel "Hi Dad! Hilfe. Endlich Papa", die am St.-Pauli-Theater in der Regie von Esther Schweins ihre mit großem Beifall aufgenommene Premiere feierte. Eine Inszenierung mit viel Licht, aber auch einigem Schatten. So wie es halt ist, wenn man Kinder hat, könnte man meinen.

Nach dem sensationellen Erfolg der Geschlechterparodie "Caveman" widmet sich das Team Schweins/Bader in "Hi Dad!" der Sicht des Mannes auf die Sache mit dem Kinderkriegen. Als eine Art Gegenpol zu Ingolf Lücks "Traumfrau Mutter".

Am Anfang ist Bader ein Baby, das, verpackt in eine überdimensionierte Windel, einen riesigen Ball zu bändigen versucht. Mit viel Pamperspower schafft er es schließlich und hält den Ball, der einer Erdkugel nachempfunden ist, triumphierend über dem Kopf. Das Baby ist der King, keine Frage, Herrscher über sein kleinfamiliäres Reich, das ihm die ganze Welt ist.

Der Blick zurück zeigt Bader mit Braut auf Reisen - von Helgoland bis Hollywood, eine unbeschwerte Zeit, festgehalten in etwas zu ausführlichen Videoprojektionen. Darin sollte sich schon das Problem der zweistündigen Inszenierung zeigen: Dramaturgisch werden etliche Szenen zu stark ausgereizt, sind anekdotisch allzu redundant, was den Witz verflachen lässt und der Satire die Spitze nimmt.

Kristian Bader verleiht der Rolle des werdenden und später seienden Vaters komödiantische Facetten zuhauf - vom ungläubigen Erstaunen über zappelige Hilflosigkeit bis zum hysterischen Pflegebedürfnis: ein Vater am Rande des Nervenzusammenbruchs. Und der im Pressatmungssong "Love ist in the Air" ganz aus sich herauskommt. Doch das Blättern in Babybedarfskatalogen und das Füttern der Enten im Park garantieren ein Glück von nur begrenzter Haltbarkeit. Die Krise kommt schnell - wie im wahren Elternleben -, spätestens wenn der Schlaf vom Schreien des Zöglings wie von einer Maschinengewehrsalve perforiert wird. Wäre allerdings jeder Vater zappelig wie Baders - vermutlich würde die Mutter bereits im Wochenbett nach dem Scheidungsanwalt rufen.

Es ist ein munteres Spiel, das Schweins und Bader treiben - kaum eine für jeden Vater (und jede Mutter) nachvollziehbare Situation wird ausgespart, manches Klischee auch comedymäßig bedient. Für werdende oder gerade gewordene Eltern ist "Hi Dad!" eine humorige Lehrstunde.

Dass im Publikum das ein oder andere schwangere Bäuchlein zu sichten war, wird also kein Zufall gewesen sein. Insofern ist die Inszenierung die etwas andere Art eines Geburtsvorbereitungskurses. Aber allemal die lustigere.