Aus den schwarzen, ballonartigen Müllbeuteln an der Decke tropft Wasser. In unzählige Tassen, Teller und Schüsseln auf der Bühne, auf den Boden und manchmal auch in Menschenmünder. Ein Bild für das Verrinnen der Zeit? Für die Endlichkeit irdischer Ressourcen?

Hamburg. Nichts ist eindeutig in dem Stück "Horror Vacui" von Gregor Dös, das in den Zeisehallen seine Uraufführung erlebte. Wie auch - schließlich geht es um die Angst vor der Leere, um die Frage, was Sinnlosigkeit noch bedeutet, wenn selbst sie sinnlos geworden ist. Da lässt sich keine lineare Handlung erzählen. Stattdessen zeigen Regisseur Alexander Keil und seine fünf hervorragenden Schauspieler assoziativ verknüpfte Szenen.

Nachdem sie sich aus dem Urschlamm gekämpft und religiöse Rituale zelebriert haben, finden die Menschen heute kein Lebensziel mehr. Ihre Suche äußert sich in Monologen über Gewalt und Liebe - die Texte changieren zwischen Gedankentiefe und Alltagsfloskeln; Gefühlsäußerungen wechseln mit Analysen und banaler Rede.

Virtuos wechselt die Inszenierung die Perspektiven, Tempi und Darstellungsformen: Elemente des Sprechtheaters und der Pantomime werden hier von sparsamen Sitar- und Schlagzeugklängen ergänzt oder stimmungsvoll kontrastiert. So entsteht eine faszinierend vielschichtige Bestandsaufnahme unserer aktuellen Befindlichkeit. Willkommen in der Meta-Postmoderne.