Denkt man an typisch deutsche Düfte, so fallen einem die Grillwurst, das frisch gezapfte Bier, das Aroma des deutschen Waldes und die Abgase im Stau auf der A 1 ein. Und, natürlich, Kölnisch Wasser. In der weiblichen Beliebtheitsskala steht der Geruch eines Parfüms hinter jenem frisch gezogener Banknoten auf Platz zwei.

Vor genau 300 Jahren hatte der Deutsch-Italiener Johann Maria Farina das richtige Näschen, als er in Köln eine Parfüm-Fabrik für "Kölnisch Wasser" gründete. Er mixte 70 Prozent Alkohol mit einigen ätherischen Ölen aus der Essenz von Zitrone, Orange, Pampelmuse, Bergamotte und destilliertem Wasser. Diese Gewürzmischung galt damals als frischer, leichter Duft.

Zugegeben, heute verpasst das Duftwässerchen vom Rhein seinen Benutzerinnen den Ruf, als wären sie schon bei seiner Erfindung vor 300 Jahren dabei gewesen. Schon die genuschelte Bestellung in der Parfümerie hört sich an wie "Oh, de Kolonje" und hebt sich damit deutlich von modernen Alltagsdestillaten wie Light Blue, Be Delicious oder Eternity ab.

Und doch ist Kölnisch Wasser ein Stück deutscher Kultur, das eine immerwährende Verbindung mit der Damenhandtasche eingegangen ist. Popdiva Madonna, Opernsängerin Montserrat Caballé oder Schauspielerin Nadja Tiller sollen sich damit eingesprüht haben. Jahrhunderte zuvor, als es noch strengere Gerüche zu übertünchen galt, zählte Friedrich der Große ebenso zu den Kunden wie Goethe, Richard Wagner und sogar Napoleon Bonaparte. Ob der Duft bei militärischen Scharmützeln die Gegner verschreckte, ist nicht überliefert.

Eau de Cologne ist heute so bekannt wie der Kölner Dom. Das berühmte türkis-goldene Fläschchen mit der Ziffernkombination 4711 ist übrigens ein 83 Jahre jüngerer Nachahmer. Erst vor Gericht erstritt sich der Hersteller das Recht, seinen Duft, den einst ein Mönch einem Kölner Kaufmann schenkte, "Echt Kölnisch Wasser" nennen zu dürfen. Der Markenname 4711 ist eigentlich eine Hausnummer. Während der französischen Besatzung im 18. Jahrhundert waren alle Kölner Häuser vom Dom aus durchnummeriert worden - Nummer 4711 stand in der Glockengasse.

"Frauen benutzen Parfüm, weil die Nase leichter zu verführen ist als das Auge", sagte die Schauspielerin Jeanne Moreau. Wenn ein Mann eine Frau nicht mehr riechen kann, hilft allerdings auch das beste Parfüm nicht mehr.

Da fügt es sich, dass Begriffe aus der Duftbranche nicht mehr ausschließlich die olfaktorischen Sinne ansprechen. Neuerdings heißt auch eine Tauchsportgruppe am Rhein "Kölnisch Wasser".