Die Oper ist sein Lebensinhalt. Der Tresen auf der linken Seite im Vorderhaus der Staatsoper, an dem er stets freundlich, leise, höflich und bescheiden im schwarzen Anzug waltet, ist seine Welt. War - müssen wir sagen, denn am Sonntag geht Sikhander M o h a m m a d in den Ruhestand.

Im Juni wurde er 65 Jahre alt. Doch der gute Geist des Vorderhauses ist weit davon entfernt, Freude bei dem Gedanken zu empfinden, dass er nun nicht mehr, nach 35 Jahren, Programme verkauft, Auskünfte gibt, Ersatzkarten beschafft, für Ordnung sorgt, Fundsachen birgt, das Haus zumeist als Erster öffnet und als Letzter schließt. Denn die Oper ist sein Leben.

Sikhander Mohammad war immer da als Musterbeispiel gewissenhafter Beständigkeit. Die Staatsoperngäste dankten es dem Mann aus dem pakistanischen Karatschi, der niemals zu altern schien, herzlich. Rund 10 000 Vorstellungen hat er betreut, ob in der Oper, der Musikhalle, der Opera stabile, auf Kampnagel, am Schlicksweg, in Kirchen.

Mit 26 Jahren war Sikhander Mohammad, der studierte Architekt, diplomierte Fotograf und Grafiker, nach Hamburg gekommen. Bei einer Aushilfsarbeit hatte er sein Herz an die Oper verloren und später das seiner Frau Waltraut gewonnen. Sie kümmerte sich auch um den Zeitungskiosk in den Colonnaden, seine zweite Liebe, wenn ihr Mann in der Oper benötigt wurde. Wenigstens da werden wir ihn sehen.