Ein echtes Phänomen diese Frau. Die Stimme ein Mix aus spröde kieksender Nixe und berauschter Leidensfrau im Gewitter ihrer Gefühle. Das Klavierspiel dazu klangsatt, wenn auch die Arrangements etwas eindimensional sind.

Hamburg. Regina Spektor (29) gilt als Anti-Folk-Fee der Stunde. Über mehrere Alben hat sich die gebürtige Russin mit Wahlheimat New York in die Herzen eines überwiegend jungen studentischen Publikums gesungen.

Das spart auch bei ihrem Hamburger Auftritt im Grünspan nicht mit Liebesbeweisen. Immer wieder erklingen Jubelschreie, als sich Spektor, die die gute alte Damenbluse im Pop wieder salonfähig gemacht hat, bei gefühlten 35 Grad im Paillettentop ans Klavier setzt. Sparsam begleitet von Schlagzeug, Cello und Violine. Eine eigentlich minimalistische Show, die die Diva jedoch ganz beherrscht. Weniger exaltiert als zum Beispiel eine Tori Amos, auf deren Niveau sie dann doch zu Unrecht gehievt wird, leistet es sich Spektor, auch auf ihrem aktuellen Album "Far" allerlei merkwürdige Geschichten zu erzählen.

Da erringt ein Mann den Titel "Human Of The Year", ein anderer, der "Man With A Thousand Faces", reißt in einer Buchhandlung Seiten aus seinen Lieblingsbüchern heraus. Nicht immer gelingt ihr die Gratwanderung zwischen Kunst und Koketterie. Die jüngeren Songs sind massentauglicher als die raueren Vorgänger auf "Soviet Kitsch" oder "Begin To Hope". Und manche von ihnen würden sogar eine amerikanische Campus-Serie zieren.