Zu Kaisers Zeiten hieß es gern: “Am deutschen Wesen soll dermaleinst die Welt genesen.“ Von derlei nationalistischen Überheblichkeiten haben wir uns mittlerweile weit entfernt. Dafür übernehmen andere Völker heutzutage gern einmal ganz freiwillig etwas, was findige Bürokraten in Berlin oder den Bundesländern ersonnen haben.

Die Abwrackprämie etwa macht auch jenseits des Atlantiks in Amerika Furore. Und in den Vereinigten Arabischen Emiraten wird nun die Idee unseres Einbürgerungstests aufgenommen. Wenn Sie also unseren Fragebogen für zu simpel halten, weil in Hamburg zum Beispiel nach solchen Selbstverständlichkeiten wie dem Wappen oder den Farben der Landesflagge, nach den Namen der Bezirke oder dem Titel des Regierungschefs gefragt wird, können Sie gern die Gegenprobe machen und sich einmal in die Lage eines Einwanderers in die Emirate versetzen.

Dass man dort baden und günstig Gold einkaufen kann, wissen im Zeitalter der Billigfliegerei und des Massentourismus noch viele. Wer aber kennt alle Namen der Vereinigten Emirate? Gut, Dubai und Abu Dhabi sind noch einigermaßen geläufig. Aber hätten Sie auch Adschman, Fudschaira, Ra's al-Chaima, Schardscha und Umm al-Qaiwain auf der Rechnung gehabt? Geschweige denn die Namen aller Scheichs, die höchsten Berge, längsten Wadis oder schönsten Oasen? Wohl kaum. Gut, Sie wollen ja auch nicht dort einwandern und dort dauerhaft leben.

Der Einwanderungstest der Emirate ist streng genommen auch kein echter Einwanderungstest, weil Einwanderung gar nicht vorgesehen ist. Er soll Kulturtest heißen und richtet sich vor allem an die etwa 80 Prozent Ausländer unter den 4,6 Millionen Bewohnern der aufstrebenden Gemeinwesen am Persischen Golf.

Meist sind es Arbeitskräfte aus Indien, Pakistan oder den Philippinen, die mit den Sitten und Gebräuchen ihrer Arbeitsheimat wenig vertraut sind. "Unnötige Konflikte vermeiden" lautet die Devise - und die wiederum gilt auch für Touristen.

Vorsicht also: Sie sollten sich mit den Gepflogenheiten einer streng muslimischen Gesellschaft vertraut machen, bevor Sie Ihren Fuß in den heißen Wüstensand setzen und sich dort in der Öffentlichkeit bewegen. Der Austausch von Zärtlichkeiten mag auf Ibiza noch als Folklore durchgehen. In den Emiraten kann das erst vor dem Kadi und schließlich im Gefängnis enden. Deshalb: Teste sich ein jeder selbst, bevor es andere für ihn tun.