Villen, teure Autos und Goldschmuck. Für die Geschichte um eine Bankiersfamilie wird in großem Stil aufgefahren.

Die erste Lieberklärung hören wir nach zwei Minuten und dreißig Sekunden. Viel wichtiger aber als die Liebe ist hier das Geld - und kommt im Titel somit zu Recht an erster Stelle. Genau genommen ist jenes "Ich liebe dich" im übertragenen Sinne zu verstehen: Ich liebe mein Leben, das aus protzigen Autos, einer dicken Villa und teurem Familienschmuck besteht, und deshalb, na schön, liebe ich halt auch dich. Fortan wird in der ARD-Serie "Geld.Macht.Liebe" über 19 Folgen hinweg betrogen und intrigiert, gezickt und geschleimt, dass der Zuschauer Mühe hat mitzukommen. Vor allem aber wird geprotzt. Hier findet sich alles, was in irgendeiner Form an offensichtlichen (Neu-)Reichtum denken lässt: Butler und Polospieler, Krokodillederhandtaschen und Porzellantässchen mit Goldrand. Es blitzt und blinkt wie seit den "Guldenburgs" nicht mehr im deutschen Fernsehen, von den nachmittäglichen Wiederholungen der in den 80er-Jahren populären Ölmagnaten in "Dallas" einmal abgesehen. Schade nur, dass die angeblich teuren Anzüge bei der ARD aussehen wie frisch aus der Discounter-Folie ausgepackt und der Festsaal, in dem das 150. Firmenjubiläum begangen wird, an das Foyer der Stadtsparkasse erinnert.

So viel Drumherum braucht nur, wer nichts zu erzählen hat? Im Gegenteil: Die Verwandtschaftsbeziehungen und -verstrickungen der Familie von Rheinberg sind derart kompliziert, dass man sich während des 90-minütigen Pilotfilms den Ahnenbaum zum besseren Verständnis auf den Schoß legen sollte. Die von Rheinbergs sind "die Könige von Frankfurt", eine Bankiersdynastie, die sich vor allem durch ihre Skrupellosigkeit einen Ruf erworben hat und abgeschieden im mondänen Taunus residiert. Bei der Suche nach dem Hauptmotiv, der prächtigen Villa mit Parkanlage in Bad Homburg, war übrigens die hessische Landesregierung behilflich. Und dürfte erfreut sein über den Serienlook, der das Bundesland von seiner attraktivsten Seite einfängt.

Familienoberhaupt ist Markus von Rheinberg, den der Burgschauspieler Roland Koch (hier ist die hessische Landesregierung unschuldig) spielt. Sophia, seine Ehefrau, hat es von der Klempnerstochter zur Charity-Lady gebracht. Ferner wären da: eine Patriarchin, die alles wegbeißt, was das Familienerbe beschädigen könnte; ein blondes, kapriziöses Töchterchen, das stolz seinen Ruf als enfant terrible der Familie pflegt; und schließlich Markus von Rheinbergs ältere Schwester Mona (Angela Roy, ARD-Zuschauern bekannt als ehemalige Hauptdarstellerin der Telenovela "Rote Rosen"), die dem Clan entflohen ist und sich auf Ibiza eine Hippieexistenz als Antiquitätenhändlerin aufgebaut hat. Sie wiederum ist Mutter einer ehrgeizigen, etwas altklugen Tochter, der Monas unbekümmertes Savoir vivre am Existenzminimum gar nicht behagt. Darüber hinaus hat sie herausgefunden, welch namhafter Familiensippe sie entstammt - und sieht nicht ein, warum sie sich ihren Erbanteil entgehen lassen sollte.

Das "schwierigste Genre im Fernsehen" nennt der ARD-Programmdirektor Volker Herres die deutsche Serie - und musste dies jüngst am eigenen Leib erfahren: Nach 100 Folgen wird im Oktober die Vorabendproduktion "Eine für alle" aufgrund schwacher Quoten eingestellt. Statt Fließbandarbeiterinnen in Latzhosen, die um den Erhalt ihrer Jobs kämpfen, nun also ein neuer Versuch mit Bankhäusern, schicken Gestüten und dem ergiebigen Haifischbecken der Reichen und Mächtigen. Manch einer mag das als zynisch empfinden in Zeiten der anhaltenden Wirtschaftskrise. Manch einer sehnt sich vielleicht genau danach: einer Serie, bei der nicht erkennbar ist, ob sie 2008 oder 20 Jahre früher gedreht wurde; die unreflektiert, naiv und irgendwie zeitlos daherkommt. Und gerade deshalb möglicherweise beim Publikum ankommt.