Der erste Wechsel der Dauerausstellung unter Direktor Florian Waldvogel lässt die Offenheit des Raums Teil der Schau sein.

Hamburg. Wer den Raum betritt, den trifft die Leere. Die puritanische Reduziertheit im Kunstverein vermittelt jedoch Weite und Offenheit. Additiv nennt Direktor Florian Waldvogel seine erste, Ende März begonnene Ausstellung. Ein schleichender Wechsel von Namen und Kunstwerken sorgt hier permanent für Gesichtsveränderung. Während Phase 1 verstärkt das Motiv des Scheiterns hervorhob, erstreckt sich Phase 2 von diesem Wochenende an in die Gefilde des Minimalismus. Mit Fred Sandback werden Bezüge zum Minimalismus der 60er geschaffen, zu seinen hauchdünnen Fäden, die den Raum nahezu unsichtbar zur Skulptur erhob. Auf Sandbacks gespannte Saiten antwortet nun der Münchner Marcell Tyroller mit dem Loop eines roten, gegen Wände, Boden und Decken schlagenden Fadens. Eine malerische, fast schon verschwenderische Geste.

Übrig geblieben von Phase 1 sind neben einem liegenden Buddha Arbeiten des Griechen Kostis Velonis, die Motive der russischen Avantgarde aufnehmen. Dezent in die Ecke gedrängt hat sie jedoch die Schottin Karla Black, um Fläche für ihre Bodeninstallation "Persuader Face" zu gewinnen. Aus zwei Tonnen gefärbtem Gipspulver schuf sie ein monumentales Rechteck, unter dem sich Kosmetika, Lippenstiftfarbe oder Puder zeigen, ein Hauch weiblicher Couleur inmitten eines starren Vierecks. Unweigerlich kommt ein Retro-Gefühl an die Zeiten Beuys' und dessen Material-Sinn auf.

Bei wem Waldvogels additives Ausstellungskonzept Fragen offen lässt, der sollte sich den 11. und 12. Juli vormerken. Dann veranstaltet der Kunstverein das Symposium "Forms of exhibitions" mit bekannten Namen wie Jan Hoet, Laszlo Gloszer und Hanno Rauterberg.

Die Ausstellung im Kunstverein (Klosterwall 23) läuft bis zum 6. September.