Mein Bekannter Gernot ist ein Liebesretter. Das macht er nebenbei. Eigentlich ist er Goldschmied, und wenn ein Paar seine Eheringe abholt, zieht Gernot den Bräutigam beiseite und bietet ihm murmelnd seinen kostenfreien Hochzeitstag-Erinnerungsservice an.

Die Braut wird derweil von Gernots Azubi Lydia abgelenkt, die sehr gerne und sehr laut spricht. Eine SMS am Morgen des Jahrestags, und der GöGa (Arbeitstitel für Göttergatte) ist gefeit vor dem bitteren Schweigen am Abend der verlorenen Gelegenheit. Gernot hat 2864 Nummern in seiner Kartei und ein interessantes Widget in seinem Computer, das die magischen Worte "Nichts vergessen?" zeitgleich auf mehrere Endgeräte funkt.

"Ist doch Klischee", murre ich, "dass alle Männer immer alle Feiertage vergessen." "Also, Schätzelein, alle und immer nicht", flötet Gernot, "mein Mann weiß sogar noch, wann er mir zum ersten Mal 'Ich liebe dich' gesimst hat und wann mich seiner Mutter vorgestellt. Er bringt dann immer Champagner."

Streber, denke ich. Gernot plaudert weiter, "... aber was sollen die GöGas denn machen? Da führt die Frau das ganze Jahr den Kalender. Wann sie bei Tante Betty essen, wann Elternabend ist, wann die Jahresendreinigung der Zahnhälse. GöGa gewöhnt sich daran, dass sie über seine Zeit außerhalb seiner Arbeit bestimmt, ist ja auch viel bequemer. Nur diesen einen Termin, den verschweigt sie ihm. Heimtückisch ist das."

"Ist ja auch nur einer, den kann er doch wohl behalten."

"Ach, und Frauen behalten es, wenn er sagt 'Ich liebe dich', oder warum warten sie immer wieder darauf? Wer leidet denn da unter Vergesslichkeit, die drei Worte kann sie sich doch wohl merken!"

"Wir lieben Happy Ends. Am liebsten in Wiederholungsschleife, einmal im Jahr."

"Siehst du, deswegen mein Erinnerungsservice. Für ihn ist es ein Tag, der vorbei ist. Happy End heißt Ende, Ruhe, Haken dran. Für sie ist es der Tag, an dem sie all ihre Träume in seine Hände gelegt hat. Ein Happy Beginning. Immer wieder. Versaut er das und schleppt nicht einmal etwas an, was ihr zeigt, dass er ihre Träume kennt, wird sie verwelken."

Ich habe das seltsame Gefühl, Gernot hat mich aus der Fassung gebracht.

Ehemann auf Reisen, Tote in der Alster: "Rosina" jagt wieder Mörder! Premierenlesung des historischen Krimis "Die Schwestern vom roten Haus" von und mit Petra Oelker, Fr 3.7., Sa 4.7., jeweils 19.30, Speicherstadtmuseum (St. Annenufer 2, U Messberg), Karten zu 9,50 unter T. 32 11 91; www.speicherstadtmuseum.de

Nina George schreibt jede Woche in LIVE und liebt Hamburg.