Sie waren Pioniere des Privatradios in Deutschland: Rainer Cabanis, Wilfried Sorge und Thomas Walde. Nach dem völlig überraschenden Tod von Rainer Cabanis im Alter von 63 Jahren erinnern der damalige Geschäftsführer Sorge und der einstige Wortchef Walde an ihren Kollegen und Freund.

Hamburg. "Das heißt nicht Hambuich, sondern Hamburg!" So korrigierte der gebürtige Rostocker und überzeugte Wahl-Hamburger Rainer Cabanis die schlampige Aussprache seiner Moderatoren. Er war im Spätherbst 1986 aus dem beschaulichen Baden-Baden an die Elbe gekommen, um das erste Hamburger Privatradio als Programmdirektor aufzubauen.

Die Hamburger Medienpolitiker hatten im August die Lizenz unter der Auflage erteilt, dass Radio Hamburg noch im selben Jahr an den Sendestart geht. Rainer Cabanis war einer der seltenen öffentlich-rechtlichen Radiomacher, der sein kuscheliges Nest verließ, weil ihm die Herausforderung reizte, ein Programm nur für das Publikum zu machen. Und dafür verzichtete er auf seine stattliche SWF-3-Pension, die ihm drei Monate später unverfallbar zugestanden hätte - ein Entschluss, den er auch später nie bereut hat. Denn bei Radio Hamburg konnte er umsetzen, wie er sich ein modernes, unterhaltsames, informatives und populäres Musikprogramm vorstellte.

Dieses Projekt verstand der ausgewiesene Musikexperte und gelernte Journalist als Team-Aufgabe. Und das verband uns - ihn, den Programmdirektor und uns, den Geschäftsführer und Wortchef, seinen Stellvertreter. Wir entwickelten rasch ein gemeinsames Verständnis der Senderführung: Kooperativ und konsensorientiert, wenn auch häufig erst nach heftigen Diskussionen. Dieser Führungsstil brachte Radio Hamburg den schnellen Erfolg: Schon im ersten Sendejahr in der Gewinnzone und die Basis für den dauerhaften Hörererfolg als Nummer eins in Hamburg.

Und uns dreien brachte er in der Mannschaft, die begeistert mitzog, den Beinamen "Die Triole".

"Die Triole" tagte jeden Morgen Punkt 9 Uhr, manchmal für fünf Minuten, manchmal bis zur Redaktionskonferenz um 10 Uhr. Es ging um aktuelle Programmaktionen, Sonderwerbeformen, Gewinnspiele, aber auch um Personalprobleme oder brandneue technische Entwicklungen. Rainer Cabanis war in dieser Runde immer neugierig, offen, innovativ und gern bereit, Bewährtes zu opfern, wenn es bessere Vorschläge aus dem Team gab. So entstanden die erste Morningshow im Norden und das gefühlte Wetter, das Musikmarathon und mit Soundelementen gestaltete Nachrichtensendungen. Und Aktionen wie "Hörer helfen Kindern", Kampagnen für Plan International und "Hamburg macht Klarschiff". Am Wochenende nach der Maueröffnung ließ Rainer Cabanis den Sender rund um die Uhr geöffnet, damit die DDR-Bürger am Speersort 10 einen Anlaufpunkt für Quartierswünsche und Geldnöte hatten.

Offen, aber auch konsequent forderte und förderte Cabanis Redakteure und Volontäre. Wer nicht mitzog, musste gehen, aber er half den ausgeschiedenen Mitarbeitern auch, einen neuen Job zu finden. Radio Hamburgs Volontärsausbildung setzte Maßstäbe, nicht umsonst werden Unterhaltungs- und Sportsendungen im privaten wie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen von ehemaligen Radio-Hamburg-Mitarbeitern präsentiert.

Die Triole herrschte fast zehn Jahre, für Rainer Cabanis waren dies - das betonte er immer wieder - die schönsten Jahre seines Arbeitslebens. Und genauso ging es auch uns. Übrigens hat die Triole vor vier Wochen das letzte Mal getagt - privat, bei Wein und gutem Essen.