Das NDR Sinfonieorchester geht mit dem China-Boom: Unter dem Motto “China Spectacular“ haben die Musiker auf Kampnagel ein wahres Spektakel serviert, so inspiriert wie präzise geleitet von Peter Rundel.

Hamburg. -

Qigang Chen hat für seine Suite "Iris dévoilée" (2001) über die schrittweise Entschleierung einer Frauenfigur das Orchester um Kniefiedel, chinesische Zither und Laute ergänzt. Da verschmolzen drei anmutige junge Damen ihre Waldregenklänge mit denen des Orchesters, und aus dem pinkfarbenen Kopfputz und den schneidend deklamierenden glissandi der Sopranistin Meng Meng grüßte die Peking-Oper. Jähe Ausbrüche der Blechbläser standen neben Hollywoodklängen; hier schimmerte Chens Lehrer Messiaen durch und dort diskreter Kitsch.

Die erste Hälfte war fürs genaue Hinhören: Bei Tan Duns Cellokonzert "The Intercourse of Fire and Water" (1995) verzauberte der Solist Christopher Franzius das Instrument in einen Boogie-Woogie-Bass, ein Didgeridoo oder ein Regenrohr. Mal marschierten die Streicher in kurzen glissandi, mal skandierten sie auf chinesisch, mal vergoldete das Horn ein piano à la Gustav Mahler. Eine aufregende west-östliche Klangreise.