Die Elbphilharmonie mag einmal das Wahrzeichen der Musikstadt Hamburg werden, bis dahin produziert die Baustelle aber mehr Lärm als Klang. Doch schräg gegenüber, auf dem Ponton vor den Magellanterrassen, hat die tönende Zukunft der HafenCity bereits begonnen.

Hamburg. Seit einigen Wochen steht dort ein milchweißer Container. Auf den ersten Blick wirkt er wie ein Baubüro, tatsächlich ist er Mini-Konzertsaal, Musikmuseum und Klanginstallation in einem. Betrieben wird er vom Netzwerk "KLANG!", einem Projekt der Musikhochschule zur Förderung zeitgenössischer Musik in Hamburg, finanziert überwiegend von der Kulturstiftung des Bundes.

"Die Neue Musik hat hier noch nicht den Stellenwert, den wir uns wünschen", sagt der Kurator, Musikhochschul-Professor Reinhard Flender. "Der KLANG!-Container soll Berührungsängste abbauen. Hier können Passanten sich nach Lust und Laune informieren oder spontan ein Konzert besuchen." Bis zur Eröffnung der Elbphilharmonie wolle man so eine Publikumsbasis für moderne klassische Musik schaffen.

Im Inneren ist auf Postern dokumentiert, was Hamburg in Sachen Neue Musik zu bieten hat: Das Ensemble Resonanz etwa, Konzertreihen wie "Das Neue Werk" und Festivals wie die "Klangwerktage". Junge Komponisten wie Jörn Arnecke werden ebenso porträtiert wie die mit Hamburg verbundenen Altmeister Ligeti, Schnittke und Gubaidulina. Per MP3-Player und Kopfhörer lassen sich Hörproben nehmen und vergleichen. Ein Hingucker ist der "Sonic Chair", ein kreisrunder Sessel mit integrierten Lautsprechern, der ein Rundum-Hörerlebnis bietet, ein Klangbad zum Hineinsetzen. Die Sitzblöcke lassen sich flexibel anordnen, so finden beim Konzert des Nathan Quartetts an die 20 Zuhörer Platz.

Boris Matchin, Cellist des Ensembles, schätzt den "engen Kontakt zum Publikum", auch wenn die Akustik "nicht so dankbar" sei. Leise Passagen werden vom Klang des Hafens, von plaudernden Passanten, plätschernden Wellen, brummenden Autos und Schiffen überlagert. Cage hätte vermutlich seine Freude daran gehabt, für die Konzentration der Musiker ist es, wie Matchin sagt, "eine Herausforderung".

Einige Schritte vom Container entfernt ragen sechs Rohre aus dem Boden. Wer sein Ohr an die Öffnungen hält, hört, was die schwedische Künstlerin Åsa Helena Stjerna im Hafen unter Wasser aufgenommen und elektronisch verfremdet hat. Ein wenig erinnert es an ein U-Boot-Sonar. "SubAqua" nennt sie ihre Klanginstallation, die die besondere Verbindung Hamburgs mit dem Wasser dokumentiert.

Noch bis Anfang August, geöffnet: Do/Fr 15-19 Uhr, Sa/So 11-19 Uhr. Programm : www.klang-hamburg.de