Auf der “taz“-Internet-Seite war es gestern am späten Nachmittag die viertwichtigste Meldung des Tages: “In eigener Sache: Bascha Mika verlässt die taz“.

Hamburg/Berlin. - Die langjährige Chefredakteurin der links-alternativen "Tageszeitung" - kurz "taz" - werde das Blatt Mitte Juli verlassen. Nachfolgerin wird Ines Pohl (42), die bisher als Korrespondentin für die Mediengruppe Ippen (u.a. "Münchner Merkur", "tz", "Hessische/Niedersächsische Allgemeine" HNA) in Berlin arbeitete. Zuvor war sie Nachrichtenchefin der HNA in Kassel.

Seit geraumer Zeit schon hatten Gerüchte über einen Wechsel an der Spitze der "taz" die Runde gemacht, dass Mika (55) nun freiwillig den Chefsessel in der Rudi-Dutschke-Straße in Berlin räumt, soll die Hausmitteilung belegen. "Ich überlege schon seit Längerem, die taz zu verlassen", schreibt Mika (55) auf taz.de. "Zehn Jahre hatte ich mir ursprünglich für die Chefredaktion gegeben. Nun sind es wegen der Blattreform und unserer Dreißigjahrfeier elf geworden." Die Führungsgremien des Blattes seien frühzeitig von ihren Absichten informiert worden, um einen geregelten Übergang zu gewährleisten.

Mika war dann die am längsten amtierende Chefredakteurin aller überregionalen Tageszeitungen in Deutschland. In ihre Amtszeit fällt die Übergabe der "taz"-Redaktion für einen Tag an Journalisten der "Bild"-Zeitung unter Leitung von Chefredakteur Kai Diekmann - und so erschien erstmals ein Interview mit Altkanzler Helmut Kohl (CDU) im Blatt. Mit ihrem Weggang gehe eine Ära zu Ende, sagte Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch: "Niemand hat das 3. Jahrzehnt der taz mehr geprägt als Bascha Mika." Der als Nachfolgekandidat gehandelte Reiner Metzger bleibt stellvertretender Chefredakteur, der zweite Stellvertreter Peter Unfried wird Chefreporter und "taz"-Autor.

Die neue Chefin Ines Pohl war entgegen der bisherigen Führungstradition keine langjährige Mitarbeiterin in der genossenschaftlich organisierten Zeitung. Ihr Ziel sei es, "das Profil der 'taz' zu schärfen und ihre inhaltliche Relevanz auszubauen". Der "taz"-Redaktionsrat muss ihrer Berufung allerdings noch zustimmen. Die "taz" war 1978 als selbst verwaltetes Projekt gegründet worden. Um die Finanzierung zu sichern, appelliert die Redaktion immer wieder an Leser und Förderer. Die verkaufte Auflage lag im ersten Quartal 2009 etwa bei 56 000 Exemplaren (davon 46 000 im Abonnement), das entspricht einem Plus von 1,16 Prozent gegenüber dem Vorjahr.