Das Tor zur Welt wird vom 9. bis 19. September ein literarisches sein. Von der Körber Stiftung bis zum Golden Pudel Klub sind Autoren wie Judith Hermann, Wolf Biermann und Hellmuth Karasek zu erleben.

Hamburg. Sollte etwa noch jemand Zweifel an der Einmaligkeit der Kulisse gehabt haben, war die Pressekonferenz des "Harbourfront Literaturfestivals Hamburg" im Kühne + Nagel-Haus am Großen Grasbrook der ideale Ort, diese nachhaltig zu zerstreuen.

Der Konferenzraum im elften Stock bot einen so fabelhaften Blick über Hafen, HafenCity (samt elbphilharmonischer Großbaustelle) und in den Hamburger Himmel, dass es fast schwer war, sich auf das zu konzentrieren, worum es hier oben eigentlich gehen sollte: das Programm. Das allerdings kann sich - mit 99 Autoren aus 15 Ländern - ebenfalls sehen lassen.

Vom 9. bis zum 19. September wird das Tor zur Welt ein literarisches sein: auf der "Cap San Diego" und im Speicherstadtmuseum, in der Körber-Stiftung am Kehrwieder und im Pudel Club vorm Fischmarkt, in der Flussschifferkirche und in der Deutschen Seemannsmission, in der BallinStadt und in den Reeperbahn-Theatern: Schmidt, Schmidts Tivoli, Imperial und St. Pauli-Theater. Die drei unermüdlichen "Harbourfront"-Organisatoren Nikolaus Hansen, Peter Lohmann und Heinz Lehmann haben ein rund 85 Veranstaltungen starkes Programm zusammengestellt, bei dem gern gesehene Bekannte eine ebenso zentrale Rolle spielen wie literarische Neuentdeckungen.

Beispielhaft verknüpft wird beides in der Person von Daniel Kehlmann, der im internationalen Literaturbetrieb zwar kaum unter "Geheimtipp" läuft, dessen persönliche literarische Neigung den meisten bislang trotzdem verborgen geblieben sein dürfte: Der Bestsellerautor ("Die Vermessung der Welt", "Ruhm") hat ein Faible für Horrorklassiker. Seine "schrecklichen Vorlieben" outet er im Gespräch mit Joachim Kalka am 10. September.

Ungewohnte Einblicke präsentiert auch Hellmuth Karasek - allerdings wird es bei ihm trotz des seufzenden Titels seines neuen Buches vermutlich sehr vergnüglich zugehen: "Ihr tausendfaches Weh und Ach" heißt sein soeben fertiggestelltes Werk, das im Spätsommer erscheint. Wer da klagt? Die Männer natürlich. Moderieren wird mit Inka Schneider folgerichtig eine Frau.

Um eine solche geht es dann am 13. September bei Judith Hermann, die aus ihrem viel besprochenen Buch "Alice" liest. Der 25-jährige Benedict Wells bringt seinen Generationenroman "Spinner" mit und Sibylle Lewitscharoff (in einem von drei Macht-Clubs innerhalb des Festivals) ihren bei der Leipziger Buchmesse ausgezeichneten Roman "Apostoloff". Über sein Werk und die Arbeit als Schriftsteller spricht Siegfried Lenz mit seinem Verleger Günter Berg (Hoffmann und Campe), Leon de Winter präsentiert die extreme Vision des Stadtstaates Tel Aviv, Cornelia Funke ist zu Gast aus ihrer Wahlheimat Kalifornien, Elke Heidenreich kommt mit Ex-Ehemann Bernd Schroeder und dem gemeinsamen Werk "Alte Liebe", der Franzose François Lelord und sein Held Hector sind im Imperial-Theater "Auf der Suche nach dem Besten im Leben".

Auf der Suche nach dem Besten des Festivalprogramms hingegen kann jeder Literaturfan nur scheitern - zu vielseitig ist das Angebot. Übrigens hat es auch das Kühne + Nagel-Gebäude gleich mehrfach ins Programm geschafft, wenn auch leider nicht der unschlagbare Ausblick im elften Stock - die Eröffnung mit Wolf Biermann findet im Foyer statt. Auch das jedoch trifft sich bestens: Der streitbare Dichter Biermann und der fördernde Logistiker Klaus-Michael Kühne, dessen gleichnamige Stiftung als Hauptsponsor auftritt, sind alte Schulfreunde. Nicht nur Lesen verbindet - Lesen lassen auch.

Harbourfront Literaturfestival Karten gibt es u. a. in den Hamburger Abendblatt-Ticketshops, den Heymann-Buchhandlungen und unter Tel. 01805/92 20 09. Infos und vollständiges Programm: www.harbourfront-hamburg.de